: Kokettieren mit der Sperrigkeit
■ Rock'n Roll Musical Grease hatte am Mittwoch im Musiktheater Premiere
hatte am Mittwoch im Musiktheater Premiere
Rock'n Roll, schwingende Hüften, Schmalzlocken und Petticoats: Die deutsche Erstaufführung des amerikanischen Musicals „Grease“, 1978 erfolgreich mit dem Teenieidol und heutigen Scientologen John Travolta und der Popsängerin Olivia Newton-John verfilmt, am Donnerstag abend im Musiktheater an der Hamburger Reeperbahn, konnte halten, was sie versprochen hat. Das Bühnenwerk von Jim Jacobs und Warren Casey erzählt von Freud, Leid, Liebe und Nöten einer typischen amerikanischen Highschool-Clique in den 50er Jahren.
Begleitet von einer — sehr guten — sechsköpfigen Band, gaben sich die 14 Darsteller auf der kleinen Bühne alle Mühe, der Inszenierung von Thomas Hermanns Rythmus zu geben. Eine Persiflage auf die Teenagerträume, flott und witzig, aber an manchen Stellen auch traurig und romantisch, wollte der junge Regisseur auf die Bühne bringen — was ihm teilweise hervorragend gelang. Einzig einigen Sprechpassagen fehlte der nötige Pep. Charmant hingegen das Kokettieren mit der Sperrigkeit der deutschen Sprache in den Songtexten. Schön auch das Bühnenbild: In Bonbonfarben gehalten, eine riesige Wurlitzer-Juke-Box im Hintergrund, in deren oberer Etage die Band spielte.
Zahlreiche Freunde des jungen Ensembles von Produzent Olaf Garber heizten die Stimmung ein in dem kleinen Theater, dem das Bauprüfamt kurz vor der Premiere 50 der 200 Plätze wegnahm und damit ein heilloses Chaos in dem eigentlich als Diskothek (Mojo-Club) bekannten Raum anrichtete.
Als „workshop-mäßig“ beschrieb Rocksänger Udo Lindenberg als Premierengast und Zeitzeuge das Bühnengeschehen. „Ich finde es aber gut, daß es sowas gibt“, meinte er. Für „Grease“ hatte der BWL-Student Olaf Garber, der das erfolgreiche „Musical Project“ ins Leben gerufen hatte, nach Streitigkeiten eine eigene Produktionsfirma gegründet, die „Musical Fun Company“. Über die Erstaufführungsrechte sind die Gruppen nun zerstritten. Bis zum Sommer darf die Truppe das Musical exklusiv aufführen. kader
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen