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Deutsche Toleranz

KOMMENTAR

Deutsche Toleranz

Wir Deutschen sind ein weltoffenes Völkchen. Wir rümpfen kaum noch die Nase, wenn eine ältere Frau einen jüngeren Freund hat. Wir haben uns fast daran gewöhnt, daß ein Paar ohne Trauschein zusammenlebt, auch wenn's bereits Kinderchen gibt. Wir haben nichts dagegen, daß Ehepartner in verschiedenen Städten leben. Sogar gegen Schwulen- und Lesbenbeziehungen haben wir nichts mehr einzuwenden.

Nur wenn es Ausländer betrifft, geht diese Weltoffenheit plötzlich flöten. In der Hamburger Ausländerbehörde heißt das Motto: Abschieben, was abzuschieben ist. Und wenn es keine plausiblen Gründe gibt, dann werden sie eben geschaffen. Auch wenn dafür tief in die deutsche Chauvinismus-Kiste gegriffen werden muß. Dann ist plötzlich eine in der Türkei geschlossene Ehe „null und nichtig“. Nur deutsche Ehen finden Gnade vor deutschen Ämtern. Da ist eine Ehe plötzlich keine mehr, weil die Frau mit dem Mann nicht die Bettdecke teilt beziehungsweise teilen kann, wie im Fall Mehmet und Diana Kaya.

Es ist langsam unerträglich, zu welchen Methoden Mitarbeiter der Hamburger Ausländerbehörde greifen. Es bleibt zu hoffen, daß die Beamten, die diese Familie auseinandergerissen haben, vor lauter Gewissensbissen die nächsten Wochen nicht ruhig schlafen können. Kai von Appen

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