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Das Comeback der Wischmoplöckchen

■ "Weich gewellt, klassisch, elegant": Das Friseurhandwerk stellte im CCH die Haar-Mode 1993 vor

vor

Die wichtigste Nachricht der Frisurenmode für Frühjahr/Sommer 1993: Yuppies sind endgültig out. Das vielversprechende Motto lautet: Alles wird lässiger.

Den Models des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks war das gestern noch nicht anzusehen. Sie trippelten leicht gestreßt über den Laufsteg des CCH. Eben wie frisch vom Friseur. Dort hatten sie nämlich zuvor Stunden verbracht, um die Kreationen der Meister-Coiffeure vorzuführen.

„Bewegte und voluminöse Optiken bestimmen in diesem Jahr den Trend bei den Damen“, toupierten die Haarkünstler kunstvoll die deutsche Sprache. Ihr heißgeföhnter Tip: Das Comeback der Dauerwelle. „Die aktuellen Frisuren sind weich gewellt, klassisch und elegant geschnitten.“

Bei den Männern steht laut Friseurhandwerk die „korrekte Erscheinung“ modisch hoch im Kurs. „Die Frisurmode für den Mann von heute stellt den perfekten Haarschnitt, die unterstützende Dauerwelle und eine gezielte Haarfarbpflege in den Vordergrund.“ Vor allem: „Es wird nicht mehr kahlgeschoren.“ Reaktion auf gewisse gesellschaftliche Gruppen? „Eine gute Frage.“ Mehr konnte Erhard Plaschke aus Hannover, Bundesbeauftragter des Friseurhandwerks für das Herrenfach, nicht dazu sagen.

Wie ein Modetrend zustandekommt? „Wir beobachten Trends und stellen sie der breiten Öffentlichkeit vor“, sagte Erhard Plaschke, selber Träger einer Dauerwelle. „In“ ist besonders das Gel für die Frisur. „Weil die Haare damit vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt werden.“ Aha. Was alles im Gel drin ist? „Das zu erklären würde zu lange dauern“, zog sich ein Fachmann von der „Poly- Haarpflege“ aus der Affäre.

Die Friseure selber trugen ihre Haare eher bieder. Vielleicht fehlt ihnen die Zeit, vom glatten Scheitel Abschied zu nehmen. Die Models jedenfalls wirkten nach der Vorführung wesentlich entspannter. Und die schon wieder etwas verwuschelten Haare sahen richtig nett aus. Torsten Schubert

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