: Bleichgesichter kriegen schneller Hautkrebs
Mit Reihenuntersuchungen bei Hamburger ABC-Schützen will Gesundheitssenator Runde ■ Hautkrebsrisiko erforschen
Hamburgs ABC-Schützen werden in diesem Jahr erstmalig auf ihr Hautkrebsrisiko untersucht. 7000 bis 8000 Fünfjährige des Einschuljahrgangs 1994 sollen im Rahmen schulärztlicher Untersuchungen von Ärzten beobachtet werden. „Anlaß dafür ist die drastische Zunahme dieser Krebserkrankung bei der weißen Bevölkerung“, sagte Gesundheitssenator Ortwin Runde gestern vor Journalisten.
In der Bundesrepublik erkranken pro Jahr über 100000 Menschen an Hautkrebs. Allein in Hamburg sind es etwa 13000. „Entscheidend, ob jemand hautkrebsgefährdet ist, ist die Sonnenbelastung in den ersten zwanzig Lebensjahren“, berichtete Eckhard Breitbart, Dermatologe an der Universitätsklinik Eppendorf. Auch die Anzahl der Pigmentmale (Leberflecke) sei ein wichtiges Merkmal, denn „wenn ein 18jähriger über vierzig Pigmentmale hat und als Kind häufig Sonnenbrände hatte, steigt die Gefahr, an einem malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) zu erkranken, um hundert Prozent“, so Breitbart.
Weitere Ursachen für die starke Zunahme des Hautkrebses sieht der Mediziner auch in verändertem Konsumverhalten, wie zu häufigem Braten auf der Sonnenbank, dem Urlaub im Süden und in der rücksichtslosen Zerstörung der Ozonschicht. Aber: „Wir hier in Nordeuropa haben nur ‘Glück', weil die starke Luftverschmutzung die schädliche UV-B Strahlung abschirmt“, sagte Eckhard Breitbart. In Australien zum Beispiel, wo das Ozonloch am größten sei, habe man auch die höchste Erkrankungsrate an Hautkrebs mit bis zu 50 Neuerkrankungen pro 100000 Einwohnern im Jahr.
Bei der für Deutschland einmaligen Untersuchung in Hamburg arbeiten Eltern und Kinder zusammen: Die Eltern erhalten einen Fragebogen, in dem sie nach Urlauben, Sonnenbränden und Sonnenschutzmaßnahmen gefragt werden. Anschließend wird das Kind auf Leberflecke untersucht, die dann in ein Körperschema einzutragen sind. Nach der schulärztlichen Untersuchung werden die anonymisierten Fragebögen an die UKE-Hautklinik geschickt und dort ausgewertet. Um die Entwicklung der Leberflecke über einen längeren Zeitraum hinweg beurteilen zu können, werden die Kinder in der 4. und 8. Klasse erneut untersucht. „Ziel des Projektes soll die Erstellung eines Risikoprofils für gewisse Bevölkerungsgruppen sein“, erklärte Ort-
1win Runde.
Um die Wahrscheinlichkeit, Hautkrebs zu bekommen, so gering wie möglich zu halten, machte Eckhard Breitbart dann den Freunden
1des Naturismus den Garaus: „Wenn möglich, sollten die Kinder angezogen in der Sonne sein“. Da er dies selbst für schwer machbar hält, empfiehlt er, die Zöglinge
1nicht länger als eine halbe Stunde ohne Kleidung herumtoben zu lassen. „Das hat ja auch schon früher gegolten“, sagte er — nur niemand hat's gewußt. Andrew Ruch
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