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Anzeige gegen Umweltministerin

■ Grüne: Täuschung über Verbleib von Seveso-Gift

Lübeck (AFP/taz) – Wegen Verdunklung „schwerster Umweltkriminalität“ wollen zwei Europaabgeordnete der Grünen Strafanzeige gegen Mecklenburg- Vorpommerns Umweltministerin Petra Uhlmann (CDU) und ihren Staatssekretär Peter-Uwe Conrad (CDU) stellen. Der Belgier Paul Staes und die Deutsche Hiltrud Breyer werfen der Ministerin vor, die Öffentlichkeit bewußt bei der Aufklärung über den Verbleib dioxinhaltiger Rückstände des Chemieunglücks im italienischen Seveso aus dem Jahr 1976 zu täuschen. Im Dezember 1992 war erneut das Gerücht aufgetaucht, daß 150 Tonnen dioxinhaltiger Seveso- Abfälle auf der mecklenburgischen Deponie Schönberg eingelagert worden seien. Petra Uhlmann hatte dies dementiert und als Beleg einen noch durch die DDR-Behörden abgelehnten Antrag der Firma Mannesmann Italiana aus dem März 1982 präsentiert.

Laut Staes und Breyer gab es jedoch einen zweiten Antrag über die gleiche Menge, den Staes nach eigenen Angaben 1990 bei Recherchen im DDR-Umweltministerium entdeckt hatte. Er datiert vom 8. April 1982 und war über den französischen Müllhändler Bernard Paringaux gestellt worden. „Zu diesem Antrag hat Frau Uhlmann sich bis heute nicht geäußert, obwohl er ihr bekannt sein muß“, sagte Staes. Laut Staes ist der Antrag von Paringaux nicht auf einer Liste abgelehnter Anträge verzeichnet.

Seit Monaten gibt es Spekulationen, woher das Dioxin auf der Kippe in Schönberg stammt und ob eventuell verschiedene Chargen verwechselt wurden. Fest steht hingegen, daß die Wakenitz, das wichtigste Trinwasserreservoir Lübecks, dioxinbelastet ist.

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