Anhörungs-Marathon

■ Jetzt muß Umweltministerin Griefahn über Schacht Konrad entscheiden

Vechelde (dpa) – Mit einem Rekord wird voraussichtlich an diesem Wochenende die Anhörung zum geplanten Atommüll-Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter enden: fünfeinhalb Monate lang, an fast 75 Sitzungstagen, trugen Rechtsvertreter der 290.000 EinwenderInnen vor, warum ihrer Meinung nach das Endlagerprojekt nicht verwirklicht werden darf. Adressaten der Einwendungen waren Beamte des niedersächsischen Umweltministeriums als Genehmigungsbehörde und Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) als Antragsteller. Aber die Publikumsresonanz war schon kurz nach Beginn des Verfahrens mäßig: selten kamen mehr als 50 oder 100 EinwenderInnen.

Nun ist Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) am Zuge. Sie hat darüber zu befinden, ob die Planungsunterlagen des BfS vollständig sind, welche Informationen noch fehlen, ob das Endlager genehmigt werden kann oder nicht. Schon jetzt ist aus dem Umweltministerium zu hören, daß diese Entscheidung „garantiert nicht“ vor der Landtagswahl im Frühjahr 1994 fallen wird.

Bei der Energiewirtschaft wächst die Ungeduld, weil sie Schacht Konrad unbedingt als Entsorgungsnachweis haben will. In der früheren Erzgrube sollen nach ihren Plänen einmal 95 Prozent des deutschen Atommülls lagern – insgesamt 650.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Abfalls vorwiegend aus Atomkraftwerken. Sollte der Bund an Schacht Konrad als Endlager festhalten, wollen die Städte Salzgitter, Braunschweig und Wolfenbüttel klagen.