Heyme dankt ab

■ Der Intendant des Bremer Theaters hat genug, aber noch nicht ganz / Rücktritt zum Ende der nächsten Spielzeit

Reglos, ja wie gemeißelt saßen sie gestern vor der Presse und gaben Heymes Hinscheiden bekannt: Senatorin Trüpel, Verwaltungsdirektor Rempe und Hansgünther Heyme selber, welcher, wie ein gemeinsames Kommunique bekanntmacht, sich „außerstande“ sieht, „für die volle Laufzeit seines Vertrages seine Verpflichtung zu erfüllen“.

Weiterhin sagt das Kommunique, daß es das Geld war. Zwar will Heyme seine 700.000 Mark Defizit in der nächsten Saison wieder tilgen, es seien aber „hiermit Einbußen an künstlerischer Qualität verbunden“, die offenbar ans Untragbare heranreichen.

Der Aufsichtsrat des Theaters hat am Dienstag dem Rücktritt zugestimmt, dennoch ist in der Verlautbarung immerzu von einem „eventuellen Ausscheiden“ die Rede und von „Modalitäten“, die noch zu klären seien. Man darf demnach getrost argwöhnen, daß Heyme abgefunden werden möchte. Üblich ist in dieser durchaus kaltblütigen Branche derzeit so etwa ein Jahresgehalt, in Heymes Fall also in Höhe von 360.000 Mark.

Aber das unterliegt jetzt alles der unerbittlichsten Geheimhaltung. Heyme wollte vor der Presse rein gar keinen Kommentar abgeben; auch Helga Trüpel barg ihren Sieg in Schweigen, nur am Ende mußte sie doch noch ein bißchen den Fuß aufs Haupt des Gegners stellen: „Also wir haben den Vertrag bis auf den letzten Pfennig eingehalten. Herr Professor Heyme war in der Kulturszene der einzige, der nicht einsparen mußte“.

Jedenfalls ist nunmehr der lange Streit ums Geld ausgestanden, und für den Rest von Heymes Amtszeit wollen, laut Kommunique, allesamt „vertrauensvoll zusammenarbeiten“. Der neue Spielplan ist schon fertig (siehe den Kasten unten), und neue Gesichter gehen auch schon auf überm Horizont: Der Regisseur Thomas Schulte-Hillen wechselt vom Münchner Residenztheater nach Bremen (siehe die taz von vorgestern) und wird hier Oberspielleiter im Schauspielhaus. Mit seiner Inszenierung von Verdis „Rigoletto“ hebt im Herbst die neue Spielzeit an. Ob er, den es überhaupt zur Oper zieht, späterhin auch noch die Operndirektion übernimmt, hängt davon ab, was der künftige bremische Generalmusikdirektor dazu sagt, der auch noch nicht dingfest ist. Ihn zu finden tagt am Freitag die Findungskommission, welche, wie man hört, schon guter Hoffnung ist. Noch aber stehen neun Kandidaten zur Wahl. schak