piwik no script img

Ben rückfällig?

■ Der Anti-Doping-Aktivist Ben Johnson soll sich schon wieder des unlauteren Wettbewerbs strafbar gemacht haben

Toronto (dpa/taz) – Manch einer lernt's halt nie. Der zuletzt deutlich abgemagerte Kanadier Ben Johnson scheint über den Verlust seiner beeindruckenden Muskelpakete so frustriert gewesen zu sein, daß er trotz besseren Wissens wieder auf einschlägige Medikamente zurückgriff. Johnsons abgespeckte Fleischberge sind bei Dopingkontrollen erneut positiv aufgefallen. Die kanadische Tageszeitung „Toronto Star“ behauptet in ihrer Mittwoch-Ausgabe, daß gleich bei drei Tests des 31jährigen Sprinters unzulässig hohe Testosteronwerte festgestellt worden seien. Immerhin hat Johnson das Präparat gewechselt, denn vor zweieinhalb Jahren wurde er mit Stanazolol im Blut erwischt.

Die Kontrollen waren bei Hallen-Meetings Mitte Januar in Hamilton, Montreal und Europa vorgenommen worden. Die Meldung ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn obwohl die B-Proben bereits gemacht worden sind, liegt deren Ergebnis noch nicht vor. „Bis jetzt haben wir noch keine Bestätigung. Und spekulieren dürfen wir nicht“, erklärte Jayne Pearce, die Sprecherin des Internationalen Leichtathletik-Verbandes.

Der Fall Ben Johnson war der bisher spektakulärste in der Geschichte der Leichtathletik. Nach seinem 100-Meter-Sieg bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul war er positiv getestet worden und gestand schließlich 1989 vor einem kanadischen Untersuchungsausschuß, von 1981 bis 1988 systematisch das Anabolikum Stanazolol eingenommen zu haben. Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) sperrte ihn für zwei Jahre und annullierte seine beiden Weltrekorde über 100 Meter, die er bei der Weltmeisterschaft 1987 in Rom (9,83 Sekunden) und bei der Olympiade 1988 (9,79) aufgestellt hatte.

Im Januar 1991 feierte Johnson, nachdem der kanadische Verband ihn begnadigt und seine lebenslange Sperre aufgehoben hatte, sein Comeback. Er konnte sich sogar für die Olympischen Spiele in Barcelona qualifizieren, scheiterte dort aber im Halbfinale. Auch sonst kam Johnson über 100 Meter nie wieder in die Nähe seiner vorherigen Leistungen.

Im Herbst 1989 hatte der gebürtige Jamaikaner zur Wiedergutmachung eine Anti-Doping-Kampagne gestartet. Gewählt hatte er das Motto: „Sei schlau, fang gar nicht erst an.“ Rückfällige fallen da wohl nicht drunter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen