: TOMAS TRANSTRÖMER
Foto: Isolde Ohlbaum
„Die Möbel stehen flugbereit im Mondschein. / Sachte gehe ich in mich selbst hinein / durch einen Wald voll leerer Rüstungen.“ Mit solch eigentümlich verschlüsselten und klaren Bildern fällt der Schwede Tomas Tranströmer seit 1954 auf, als er, gerade 23jährig, mit dem Band „17 Gedichte“ debütierte. 1931 in Stockholm geboren, studierte er Psychologie, arbeitete in einer Anstalt für kriminelle Jugendliche und war als Berufsberater tätig. Heute lebt er zurückgezogen in Västeras.
Wir wissen wenig über sein Leben und müssen uns daher an wenige schmale Gedichtbände halten, die zusammen eines der großen ×uvres der modernen Lyrik bilden. Dieses Werk wurde 1981 mit dem Petrarca-Preis und vor kurzem, im Januar 1993, mit dem Horst-Bienek-Preis für Internationale Poesie ausgezeichnet. In seiner Laudatio hat der Lyriker und Kritiker Harald Hartung die Intensität als „das offenbare Geheimnis von Tranströmers Poesie“ bezeichnet. Tranströmer schaffe, so Hartung, „eine poetische Welt, die ganz nah an der Realität bleibt und doch nicht von dieser Welt ist, einen imaginären Raum, aus dem ein kühles, aber intensives Licht auf Dinge und Menschen fällt.“ In knappen Gedichten wie „Im März 79“, aber auch in Welterklärungsversuchen wie „Straßen in Shanghai“ spüren wir, wie sehr es dem Dichter darauf ankommt, ohne Rhetorik, eher kühl und nüchtern, zu einer Sprache zu finden, die ihm Schnittpunkt ist von Herz und Kopf, von Existenz und Moralität des schreibenden Menschen. Für das Unauflösbare findet er außerordentliche Bilder: „Wir sehen fast glücklich aus in der Sonne, während wir verbluten aus Wunden, von denen wir nichts wissen.“ Joachim Sartorius
Bibliographischer Kurzhinweis:
„Formeln der Reise“, Gedichte, Berlin Volk und Welt, 1983
„Der wilde Marktplatz“, Gedichte, Hanser 1985
„Der Mond und die Eiszeit“, Gedichte, Serie Piper, 1992
„Für Lebende und Tote“, Gedichte, Hanser 1993
Poetologische Äußerungen von T. Tranströmer in „Sprache im technischen Zeitalter“ 31/1969
Alle hier versammelten Gedichte sind von Hans Grössel aus dem Schwedischen übertragen. Dem Hanser Verlag wird für die freundliche Abdruckgenehmigung gedankt.
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