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Dritter US-Hilfsflug erfolgreich

■ Paletten wurden über dem ostbosnischen Konjevici abgeworfen / US-Verteidigungsminister spricht von vorläufig letzter Operation / Neuer Ministerpräsident Restjugoslawiens bestätigt

Genf (taz/AP) – Bei der UNO herrschte am Mittwoch über die Zukunft der amerikanischen Luftbrücke nach Ostbosnien Unklarheit. Während US-Verteidigungsminister Les Aspin andeutete, daß die in der Nacht zum Mittwoch durchgeführte Abwurfoperation über der Stadt Konjevici vorläufig die letzte gewesen sei, erklärte ein UN-Sprecher in Sarajevo, daß ihm von einer Unterbrechung der Luftbrücke nichts bekannt sei. Gegen einen Abbruch scheint auch zu sprechen, daß Rußland inzwischen zwei Flugzeuge für Hilfsflüge zur Verfügung stellte. Zudem zeichnet sich ab, daß die dritte Abwurfaktion erfolgreicher als die beiden ersten war. So meldeten Amateurfunker aus Konjevici, daß 18 Paletten mit Lebensmitteln gefunden wurden. Nicht erhöht hat sich nach Angaben eines UN-Sprechers dagegen die Zahl der UN-Konvois nach Ostbosnien. Er widersprach damit Les Aspin, der dies als Begründung für den Abbruch der Luftbrücke angeführt hatte.

Wie ein Sprecher der US-Lufwaffe mitteilte, sind bisher insgesamt 65.000 Fertigmahlzeiten sowie 1,6 Tonnen Medikamente abgeworfen worden. Wie viele dieser Hilfsgüter tatsächlich ihr Ziel erreichten, wußte er nicht zu sagen.

Bei den New Yorker Bosnien- Verhandlungen schlug der bosnische Serbenführer Karadžić vor, die seiner Meinung nach nicht mehr umstrittenen Regionen Bosniens unter UNO-Schutz zu stellen und dann weiter über eine politische Lösung zu verhandeln. Dies wurde von den Unterhändlern der UNO und der EG, Vance und Owen, abgelehnt. Ihr Sprecher beschrieb das Treffen als „sehr schwierig“. Positiver seien die Begegnungen mit Präsident Izetbegović und Kroatenführer Boban verlaufen.

Unterdessen hat sich UNO-Generalsekretär Butros Ghali in einem Interview mit der Londoner Times erstmals für die Entsendung von UNO-Truppen mit Kampfauftrag ausgesprochen. Jedoch werde er dem Sicherheitsrat einen entsprechenden Vorschlag erst nach Unterzeichnung eines Abkommens durch alle drei bosnischen Kriegsparteien machen.

Beide Kammern des jugoslawischen Parlaments haben am Mittwoch morgen Radoje Kontić als neuen Ministerpräsidenten bestätigt und seine Kabinettsliste gebilligt. Allerdings konnte Kontić für das Finanzressort weiterhin keinen Ministerkandidaten nennen. Kontić löst den im Dezember durch einen Mißtrauensantrag gestürzten Milan Panić ab. Der Streit um das Finanzressort geht auf die Forderung Serbiens zurück, den Posten mit einem Gefolgsmann von Präsident Slobodan Milosević zu besetzen, um eine Fortsetzung der Kriegswirtschaft zu garantieren. Dies verärgert viele Montenegriner, die sich von den UNO-Sanktionen gegen Serbien zu Unrecht mitgetroffen fühlen. azu

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