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Achtung - Regenwasserfalle!

■ Wenn Bürger die Nutzung von REgenwasser offiziell anmelden, zahlen sie mehr

Jürgen Sparwasser ist Bremer und heißt gar nicht so. Jürgen Sparwasser möchte lieber unerkannt bleiben. Jürgen Sparwasser ist anonymer Ökologiker, und er möchte auch weiter anonym bleiben — weil man, so sagt er, für umweltschonendes Verhalten bestraft wird.

Das kommt so: Sparwasser hat eines Tages am Fenster gestanden, und weil das in Bremen war, pladderte der Regen. Und verschwand im Gully. „Wie wäre es“, dachte sich da Sparwasser, „wenn man mit diesem Regen zum Beispiel Wäsche waschen oder Blumen gießen oder das große oder kleine Geschäft damit in den Orkus spülen würde?“ In einem Fünf-Personen-Haushalt kommt da schon was zusammen.

Gedacht, getan: Die vordere Regenrinne wurde einmal quer durchs Haus geführt, im Garten eine Zisterne gebaut, eine Pumpe installiert, und es wurden neue Leitungen von der Zisterne zur Waschmaschine und zur Toilette gelegt. Fertig. Jetzt waren zwar sieben oder achttausend Mark verbaut, aber was tut man nicht alles für die Natur.

Und außerdem, nicht zu vergessen, spart die Aktion ja auch Kosten. Früher hatte der Sparwassersche Haushalt 192 Kubikmeter Frischwasser durch die Rohre gejagt. Mit Regenwasser waren es nur noch 90 Kubikmeter. Da war die Freude groß, denn für einen Kubikmeter Frischwasser zahlt Sparwasser wie jeder Bremer zweifünfundfünfzig. Und beim Abwasser hatte er auch gespart. Da kostet der Kubikmeter Dreckwasser dreizweiundsechzig, und die Menge wird nach der Frischwassermenge berechnet. Weniger Frischwasser heißt also weniger Dreckwasser, weil das Regenwasser ja ansonsten sowieso, aber ungenutzt, in denselben Kanal geht.

Aber da hat sich Sparwasser erstens getäuscht und zweitens befand er sich schon in der Illegalität, ohne es zu wissen. Ein Anruf bei den Stadtwerken ergab: Die Abwassergebühr richtet sich in dem Fall nicht nach dem Frischwasserverbrauch, sondern werde auf der Basis der Vorjahre geschätzt — gemäß Entwässerungsgebührenortsgesetz.

Sparwasser, für den so der Spareffekt gleich null war, ging in den ökologischen Untergrund. Er meldete sein Ökoprojekt nicht an.

Die taz meldete es der Behörde. Ja, das sei ein richtiges Problem, bestätigt Detlev Block, der beim Umweltsenator für die Förderung der Regenwasseranlagen zuständig ist. Seit Beginn des Jahres 92 können Haubesitzer Zuschüsse vom Umweltressort bekommen, wenn sie Wasser sparen wollen. 49 Anträge sind letztes Jahr gestellt worden und insgesamt 100.000 Mark gewilligt. Als das Programm konzipiert wurde, habe der Justiziar geprüft, ob für die Teilnehmer von der Schmutzwassergebühr befreit werden könnten, doch das sei negativ ausgegangen. „Das würde keiner Normenkontrollklage standhalten.“ Man denke im Ressort zwar über eine Trennung der Gebührenberechnung für Regen- und Schmutzwasser nach, aber noch sei es nicht so weit. Für alle reuigen anonymen Wassersparer hält der Umweltsenator nun eine Belohnung bereit: Wer seine Anlage im Nachhinein anmelden will, bekommt einen Baukostenzuschuß von 500 Mark. Man kann auch Legalisierungsprämie dazu sagen.

Da wird Jürgen Sparwasser seinen spitzen Bleistift herausholen und ausrechnen, wie lange es dauert, bis diese 500 Mark von den höheren Abwassergebühren aufgebraucht sind. Und dann wird er sich überlegen, ob bis dahin vielleicht das Entwässerungsgebührenortsgesetz geändert ist. Aber bis dahin wird noch manche Regenwasserspülung durch die Sparwassersche Toilette rauschen.

J.G.

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