■ Das Portrait: Abdel Rahman
Foto Nr.23
„Ein islamischer Agent der Unterdrückten“ – so bezeichnet sich der im Zusammenhang mit dem Bombenattentat auf das World Trade Center in New York ins Zwielicht geratene Scheich Omar Abdel Rahman selbst. Seine Salam-Moschee im amerikanischen New Jersey ist eine der Hochburgen der arabischen Islamisten in den USA. Der Ägypter Abdel Rahman, der seit 1990 in den USA lebt, wird als Mentor der ägyptischen „Gamaat al-islamiya“, der sogenannten islamischen Gruppen, bezeichnet.
Mit militanten Aktionen gegen ägyptische Polizisten und die christlich-koptische Bevölkerung versuchen diese Gruppen seit Jahren, in Ägypten ein Klima der Instabilität zu schaffen. In Kairo tauchen regelmäßig Videos seiner Predigten auf, in denen der blinde Scheich von seinem selbsternannten Exil aus zum Sturz des ägyptischen Systems und zur Einführung des islamischen Rechts auffordert. „Er hofft, daß der jetzige ägyptische Präsident Mubarak dem Schicksal seines Vorgängers Sadat folgt“, ließ er vor kurzem in einem Interview verlauten. Sadat wurde 1981 von militanten Islamisten ermordet.
Der 54jährige Scheich gilt auch als Drahtzieher der Anschläge gegen Touristen in Ägypten, die sich in den letzten Monaten häufen. Abdel Rahman soll der Autor eines Fatwa – eines religiösen Gutachtens – sein, das die mit dem Tourismus einhergehende Korruption und sexuellen Aktivitäten verurteilt, die dem Islam widersprächen. Es wird vermutet, daß die „Gamaat al-islamiya“ auch für den Anschlag auf ein Café im Zentrum Kairos verantwortlich sind, der am gleichen Tag verübt wurde wie das New Yorker Attentat. Bei dem Anschlag in Kairo kamen ein Ägypter, ein Türke und ein Schwede ums Leben.
Abdel Rahman hat in diesem Jahr um politisches Asyl in den USA gebeten, nachdem die US-Behörden begannen, seine Aufenthaltsrechte anzuzweifeln. Er sei mit einem Touristenvisum aus Sudan eingereist und habe dabei falsche Angaben gemacht, teilten die Ermittlungsbehörden mit. So habe er beispielsweise nicht angegeben, daß er in Ägypten 1987 wegen Scheckbetrugs verurteilt worden war. Der ägyptische Innenminister Abdel Halim Mussa ließ im Januar dieses Jahres verlauten, daß Ägypten bis dato kein offizielles Auslieferungsbegehren gestellt habe. Karim El-Gawhary
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