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Die geheimen Finanzkanäle der Unita

■ Wie der Diamantenhandel den Krieg in Angola nährt

Johannesburg (taz) – US-Diplomaten schätzen, daß die Munitions- und Waffenvorräte von Angolas rechtsgerichteter Rebellenbewegung Unita für einen weiteren Krieg von 12 bis 18 Monaten reichen. Aber obwohl aus Südafrika und den USA, die die von Jonas Savimbi geführte Organisation jahrelang massiv unterstützten, längst kein offizieller Nachschub mehr rollt, machen sich die Rebellen keine Sorgen um ihre finanzielle Zukunft. Sie kontrollieren Angolas Diamantengebiete und haben einen festen Abnehmer: das südafrikanische Diamantenkartell De Beers, das 80 Prozent des Welthandels mit dem Edelstein kontrolliert.

Noch im Herbst des letzten Jahres schien das letzte Kartell der Welt deswegen zu wanken, weil Zehntausende von Schürfern aus Angola die Edelsteine an De Beers vorbei auf den freien Markt in Antwerpen brachten. Sechs Millionen Dollar mußte das Kartell wöchentlich aufwenden, um sie aufzukaufen und die Weltmarktpreise stabil zu halten. „Seit dem Wiederbeginn des Krieges ist der Diamantenfluß aus Angola nach Antwerpen fast ausgetrocknet“, erklärt Kevin Kartun, Bergbauspezialist in Johannesburg.

So wurde De Beers nicht nur indirekt zum Nutznießer des von der Unita im Januar neu entfachten Krieges. Das Kartell kauft die Steine jetzt auch über Mittelsmänner direkt von der Rebellenorganisation. Von Sambias Hauptstadt Lusaka fliegen südafrikanische Geschäftsleute mit gecharterten Privatmaschinen zu den Unita-Rebellen. In Zaire wurde der Ort Tshikapa zu einem der wichtigsten Umschlagplätze. Ein Drittel aller von ihnen umgesetzten Diamanten, so lizenzierte libanesische Geschäftsleute dort, stamme von Unita. Die Steine würden alle an De Beers weitergeleitet.

Einwohner Tshikapas berichten, Angolaner in Uniform würden bei den Transaktionen von Soldaten Zaires begleitet und beraten. Dabei wechseln Hunderttausende US-Dollar in bar den Besitzer. Angolas Präsident Eduardo dos Santos warf Zaires Staatschef Mobutu bereits mehrmals vor, gemeinsame Sache mit der Unita zu machen.

Aber De Beers will nichts davon wissen, daß das Diamantenkartell den brutalen Krieg in Angola mitfinanziert: „Unsere Büros sind offen für jeden. Sofern die Verkäufer nicht sagen, wen sie vertreten, wissen wir nicht, woher die Steine stammen. Wir haben kein Abkommen mit der Unita, um illegal Diamanten aus Angola zu exportieren“, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung von De Beers in Johannesburg. Experten wie Kevin Kartun sind jedoch sicher, daß die Fachleute des Diamantenkartells an Beschaffenheit und Qualität ablesen können, woher die Steine stammen – so wie Kartell-Aufkäufer dies im letzten Jahr auch in Antwerpen erkennen konnten.

Die Unita braucht das Bargeld, um Nahrungsmittel, Waffen und Treibstoff zu kaufen. Der Nachschub wird zum Teil aus Südafrika geliefert; Simbabwes Regierung beschwerte sich in Moskau auch über Aeroflot-Flugzeuge, die Richtung Angola unterwegs waren. Auch Sambia spielt zunehmend eine Rolle: Die Unita kontrolliert auf angolanischer Seite das Gebiet um den einzigen Grenzübergang in den Nachbarstaat.

In Südafrika kursieren nun Überlegungen, daß unter einer vom ANC und dem jetzigen amtierenden Präsidenten Frederik de Klerk gebildeten gemeinsamen Übergangsregierung im nächsten Jahr die Armee des Landes wieder einmal in Angola eingreifen soll – diesmal allerdings nicht auf der Seite Savimbis, wie in den späten 70er und 80er Jahren, sondern zur Unterstützung der Regierung. Willi Germund

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