: Und er ist doch heiter
■ Die „pro musica antiqua“ will Telemann zu neuen Ehren bringen
Vom 9. bis 14. März findet die 18. „pro-musica-antiqua“ statt. Dafür läßt Radio Bremen schon die Werbe-Wände tapezieren: Eulenspiegelige Konturen prangen auf Plakaten — dem „heiteren“ Telemann ist die diesjährige “pro musica antiqua“ gewidmet — auch wenn der Barocke Musiker recht griesgrämig in die Bremer Landschaft blickt.
Als Kleinmeister wurde Telemann nie gehandelt. Unter den Komponisten des 18. Jahrhunderts galt er als einer der berühmtesten, zu Lebzeiten noch war er gefeierter Leiter des Hamburger Opernhauses. Erst posthum verblich der Ruhm und so ringen Telemann-LiebhaberInnen bis heute darum, seinen guten Ruf wieder herzustellen. Der hat nicht zuletzt unter dem böswilligen Vorwurf der „Vielschreiberei“ gelitten, den man gegen den fleißigen Kirchen- Komponisten richtete: Pro Jahr eine Passion, allsonntäglich eine Kantate, da kommt bei einem über 80-jährigen Leben schon einiges Holz zusammen, aus dem solche Anschuldigungen geschnitzt werden können.
Mit sieben Aufführungen, eine davon als tänzerische Interpretation des Barock-Tanztheaters Bremen in musikalischer Begleitung durch das Hamburger Tragicomedia-Ensemble, will Radio Bremen dem Komponisten zu neuer Ehre verhelfen. Deshalb stehen nun seine Stärken, die Heiterkeit, der musikalische Esprit und der kompositorische Feinsinn im Mittelpunkt der Konzertreihe.
Hörenswerte Darbietungen, die jenseits von gutgemeinten Rehabilitations-Maßnahmen liegen, sind während der Telemann-Tage sicher zu erwarten: Das Oratorium und die Serenata der Kapitänsmusik von 1755 zum Beispiel, vom Frankfurter Ensemble „La Stagione“ erstmalig wieder zu Gehör gebracht. Oder das Kammerkonzert mit Werken von Telemann und Bach, vom Stuttgarter Merlin- Ensemble auf modernen Instrumenten interpretiert.
Für diejenigen, die Telemann längst tot glaubten, aber auch für die JüngerInnen seiner Musik, könnte das Symposium am 10. März Erfrischung bringen. Über den anderen Telemann und die Aspekte der Heiterkeit in seinen Opern und Kantaten werden Bernd Baselt aus Halle und Eckart Kleßmann referieren.
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ede
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