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Brandanschlag auf serbische Kirche

■ Portal wurde von Benzin-Diesel-Gemisch zerstört

Wedding. In der Nacht zum Samstag wurden die Bewohner im Bereich der Ruppiner Straße durch mehrere Detonationen aus dem Schlaf gerissen. Augenzeugen berichten, jemand habe einige Behälter mit einem Benzin-Diesel- Gemisch vor das Portal der serbisch-orthodoxen Kirche gestellt und anschließend angezündet. Zwar konnte die Feuerwehr Schlimmeres verhindern, die Eingangstüren jedoch wurden zerstört. Die Täter sind flüchtig.

Um am Sonntag ihren Gottesdienst feiern zu können, verbrachten viele Mitglieder der Gemeinde den Samstag mit Aufräumarbeiten. Etliche Scheiben waren bei der Explosion zu Bruch gegangen, außerdem hatte das Benzingemisch an Wänden und Treppen klebrige Rußspuren hinterlassen. Die Serben glauben, die Brandstifter zu kennen: „Vermutlich waren es Kroaten“, sagt Milenko Jeremic, Mitglied der serbisch-orthodoxen Gemeinde. Mehrfach hatten Unbekannte in jüngster Zeit Drohungen an die Fassade gesprüht, unter anderem immer wieder den Buchstaben U, das Initial der faschistischen kroatischen Unabhängigkeitsbewegung „Ustascha“. Die Ustascha hatte im Zweiten Weltkrieg Juden und Serben verfolgt und ermordet.

Der Krieg auf dem Balkan, sagt Jeremic, der seit 22 Jahren in Berlin lebt, werde „mit anderen Mitteln in Deutschland weitergeführt“: Seit die Serben vor zwei Jahren ihr Gotteshaus der Evangelischen Kirche abgekauft haben, war es mehrfach Ziel von Anschlägen; kürzlich fanden Mitarbeiter einen mit roter Farbe beschmierten Puppenkopf vor der Tür.

Weil die Medien immer die Serben als Initiatoren des Krieges auf dem Balkan darstellten, protestiere niemand gegen die Überfälle, sagt Johannes Wesner, orthodoxer Erzpriester. Aus Solidarität für die 15.000 in Berlin lebenden Serben hatte er am Gottesdienst teilgenommen. Die Furcht der Gläubigen sei greifbar gewesen: „Die Leute fühlen sich inzwischen von jedem bedroht.“ ger

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