Dreimal pro Woche kracht es bei Hoechst

■ Sechs Störfälle in zwei Wochen/ Hoechst: Ungewöhnliche Häufung

Berlin (AP/taz) – Die Störfallserie beim Frankfurter Chemiegiganten Hoechst geht weiter. In den Farbwerken des Chemiekonzerns ist am Montag abend Ammoniak ausgetreten. Zuvor waren bei einer Hoechst-Tochter in Kelsterbach westlich der Mainmetropole rund 150 Liter eines Lösungsmittelgemischs ausgetreten. Ein Sprecher der Hoechst AG betonte gegenüber der taz, die Häufung der Störfälle sei ungewöhnlich. Bis Redaktionsschluß war der Weltkonzern aber nicht in der Lage, die Zahl der Störfälle in den vergangenen Jahren zur Verfügung zu stellen. Der Leiter der Abteilung Arbeitsschutz im Wiesbadener Arbeitsministerium Gerd Albracht sagte: „Jetzt wird vermutlich mehr gemeldet. Es sind uns eine Reihe von geringfügigen Störungen gemeldet worden, von denen wir sonst nie erfahren hätten.“

Zu dem Ammoniak-Unfall im Farbenwerk teilte die Hoechst AG gestern mit, die Werksfeuerwehr habe die giftigen Dämpfe mit Wasserschleiern bekämpfen können. Es bestünde keine Gefahr für die Bevölkerung. Auch die Frankfurter Berufsfeuerwehr, die mit vier Mann vor Ort war, konnte die Chemikalie außerhalb des Werkes nicht wahrnehmen. Auf dem Gelände selbst hätten Proben „sehr niedrige“ Werte ergeben, die weniger als die Hälfte der am Arbeitsplatz zugelassenen Belastung bedeuteten. Die Proben wurden allerdings erst 75 Minuten nach dem Unfall genommen.

Der Geschäftsführer des betroffenen Hoechst-Tochterunternehmens Ticona in Kelsterbach, Herbert Schott, sagte, das Gemisch sei wie in Schwanheim wegen Überdruck durch ein Sicherheitsventil ausgetreten. Diesmal hatte die Firma aber wenigstens einen Sicherheitsbehälter. Der größte Teil der Gifte habe in einem Auffangbecken zurückgehalten werden können, so Schott. Rund 20 Prozent der heißen Substanz sind nach seinen Angaben aber verdampft und ins Freie gelangt. Betriebsangehörige oder Außenstehende hätten auch hier keine Gesundheitsschäden erlitten.

Nach Angaben von Schott bestand das in Kelsterbach freigewordene Gemisch zu rund 55 Prozent aus Methanol, 26 Prozent Wasser, zehn Prozent Kunststoff, sieben Prozent Trioxan und zwei Prozent wässerigem Formaldehyd. Schott räumte ein, daß es sich dabei um gesundheitsschädliche Stoffe handelt. Bei den Unfällen am Montag handelte es sich schon um den fünften und sechsten Zwischenfall im Bereich der Hoechst AG innerhalb von zwei Wochen. ten