: Sandwich gegen Tierversuche
■ Neues Testverfahren entwickelt / Tierversuche bald reduziert?
Sandwich gegen Tierversuche
Neues Testverfahren entwickelt / Tierversuche bald reduziert?
Wissenschaftler nennen es einfach „Sandwichprinzip“. Eben dieses Prinzip könnte als Alternative zu Tierexperimenten zahllosen Versuchstieren das Leben retten. Die von Augustinus Bader am Institut für Allgemeine Pharmakologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) weiterentwickelte Methode ermöglicht es, menschliche Leberzellen zu kultivieren und ihre Stoffwechselfunktionen über mehrere Wochen und somit erheblich länger als bisher zu erhalten. Damit öffnet sich die Möglichkeit, direkt an menschlichen Leberzellen die Wirkung von Fremdstoffen wie Medikamenten zu untersuchen.
Die „Sandwichmethode“ wurde von einem amerikanischen Arzt und seinem Team entwickelt. Bader griff die Methode auf. Zusammen mit seinem Institutskollegen Uwe Christian entwickelte er sie weiter zu einem Tierversuchs- Ersatzsystem. Sie basiert auf folgendem Prinzip:
Die für die Forschung verwendeten Leberzellen fallen als „Abfallprodukt“ bei Leberkrebs-Operationen an. Sie werden dem gesunden sogenannten Sicherheitsrandsaum einer erkrankten Leber entnommen. Diese Zellen werden nun, im Unterschied zu konventionellen Techniken, statt auf einer einzigen Unterlage zwischen zwei Matrixschichten (Keimschichten) kultiviert, so daß sie fest verankert sind.
Wie beim Sandwich komme es darauf an, „was zwischen den Brötchenhälften ist“, veranschaulicht der Leiter des Instituts, Professor Karl-Friedrich Sewing die Methode. Da liege der „Clou der Geschichte“: Zwischen der Doppelmatrix können die Leberzellen im Reagenzglas die Prinzipien des Organs im Körper nachahmen und bleiben so erstmals längerfristig funktionell stabil.
Diese Zellkulturtechnik, mit der Stoffwechselreaktionen vollständig erforscht werden können, könnte die umstrittenen Tierversuche in diesem Bereich zwar größtenteils, „aber nicht komplett ersetzen“, erläutert Bader. Giftigkeitsuntersuchungen für Medikamente müssen laut Gesetz an zwei oder drei Tierarten durchgeführt werden. werden kann. Das würde nach Schätzung Baders 2.000 bis 3.000 Tiere pro neu zu testender Substanz vor Versuchen bewahren. Tierexperimente hätten in diesem Bereich ohnehin nur eine begrenzte Aussagekraft. Tanja Suhr, dpa
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