Gesamtdeutsche miese Stimmung

■ Neue Studie des B.A.T.-Freizeit-Instituts zum Lebensgefühl in Ost und West

in Ost und West

Geld allein macht offenbar doch nicht glücklich. Trotz des vergleichsweise hohen Lebenstandards zeigen sich die Deutschen in Ost und West unzufrieden. So glaubt weniger als die Hälfte der Westdeutschen (42 Prozent) und sogar nur 16 Prozent der Ostdeutschen, daß es den Menschen heute besser geht als früher. Das geht aus einer Studie des B.A.T.-Freizeit-Forschungsinstituts „Freizeit und Lebensqualität“ hervor, die der Hamburger Freizeitforscher Professor Horst W. Opaschowski am Donnerstag vorstellte.

„Mehr materieller Wohlstand ist keine Garantie für größeres soziales Wohlbefinden“, betonte Opaschowski. Während die Westdeutschen eine allgemeine Unzufriedenheit empfänden, würden die Ostdeutschen ganz konkrete Sorgen plagen. Besonders stark sei bei ihnen die Angst vor der Kriminalität, die mit 46 Prozent im Durchschnitt doppelt so hoch ist wie die der Westdeutschen (23 Prozent). „Sie haben zwar die Freiheit gewonnen, aber ihre Sicherheit verloren“, sagte Opaschowski.

Spitzenreiter in der deutschen Glücksskala sind laut Studie, für die 3000 Bürger ab 14 Jahre befragt wurden, immaterielle Werte wie Gesundheit (95 Prozent), Partnerschaft (85) sowie Familie und Natur (83). Zwei Drittel aller Deutschen sind auf eine aushäusige Freizeit-Gestaltung angewiesen, deren Verwirklichung ihnen jedoch — so sehen es viele — erheblich erschwert wird. Bemängelt werden unter anderem die für viele Bürger zu teuren Freizeitangebote, die schlechte Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und der mangelnde Schutz vor Kriminalität.

„Wenn man bedenkt, daß rund 80 Prozent der Gewalttaten gegen Ausländer von Jugendlichen begangen werden, stellt sich die Frage, ob mehr Freizeitangebote in unmittelbarer Nähe diese Entwicklung nicht abmildern könnten“, meinte Opaschowski. „Die jungen Leute nicht von der Straße zu holen, sondern ihnen auf der Straße entgegenzukommen, muß die Leitlinie der Jugendpolitik sein.“ dpa