: Treibhausfrau
■ Gabriele Hasler's Personal Notebook im KITO
Ist es witzig, wenn Greenhousewife mit Treibhausfrau übersetzt wird? Wenn eine Göttin am Sonntag nach einer „Working week“ ihre Schöpfung entsetzlich „boooring“ findet? Oder wenn ein Gedicht aus dem Poesiealbum so auseinander genommen wird, daß sich die einzelnen Worte in Nonsens auflösen ?
Niemand verlangt von MusikerInnen, daß sie komisch sein sollen, und wenn bei den Ansagen die Pointen nicht zünden, verliert der kultivierte Kritiker darüber kein Wort. Ich würde lieber über den Sinn für Humor bei Gabriele Hasler schweigen, aber leider bemühte sich die Vokalistin am Donnerstag abend mit großen Ehrgeiz darum, witzig zu sein.
„Personal notebook“ heißt ihr neues Konzept, und sie hätte uns lieber statt ihres Notizbuches ihr Notenbuch gezeigt. Denn musikalisch verspach dieser Abend, interessant zu werden: mit Schlagzeuger Jörn Schipper, Trompeter Thomas Heberer, dem Posaunisten Jörg Huke und Wollie Kaiser — der leistete am Sopran- und Baßsaxophon sowie der Baßklarinette Schwerstarbeit, indem er zugleich die Rollen eines normalen Bläsers und die des Bassisten übernahm.
Mit verschiedenen Duo-, Trio- oder Solopassagen, Ensemble-Improvisationen und ausgetüftelten Klangkollagen erfüllte die Gruppe die Erwartungen mühelos.
Aber immer wieder wurde einem mit dem Konzept um die Ohren gewedelt, und von Gabriele Haslers bemerkenswerten gesanglichen Fähigkeiten merkte man bei diesem bemühten Suchen nach Orginalität kaum noch etwas. Gabriele Hasler läßt sich in ihrem Notizbuch über eine weibliche Schöpfungsgeschichte, stupide Hausfrauen und das „nicht sehr erfolgreiche Leben der Schafe“ aus, aber wirklich pointiert, scharfsinnig oder auch nur albern ist das alles nicht. Sie ist nun mal keine Performancekünstlerin, und das Konzept bleibt eine blutleere Kopfgeburt, die oft leider auch den Spaß an der Musik verdarb. Willy Taub
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen