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Zwischen Carmen und Lolita

■ „Dieses obskure Objekt der Begierde" neu übersetzt / Samstag Vorstellung mit Film

Angekündigt war es schon seit Monaten, das erste Buch des kleinen Bremer Verlages „Edition Orlando“. Jetzt hat der Buchhändler und Verleger Vincenzo Orlando die Neuübersetzung eines französischen Klassikers in einer sehr schönen Ausgabe herausgebracht: Pierre Louys „Dieses obskure Objekt der Begierde“. „Ich mußte dieses Buch machen“, sagt Orlando in seiner von der italienischen Muttersprache gefärbten Sprechweise, „denn das Vakuum zwischen CARMEN und LOLITA mußte erfüllt werden.“ In der Tat gehört Pierre Louys Roman von 1898 in den Kanon der großen literarischen Männerphantasien von der Femme fatale. Don Mateo erzählt darin seine haßvolle Liebesgeschichte zur jungen Conchita, die er mit einer derart gierigen Liebe verfolgt, daß diese sich mit gnadenlosem Liebesentzug rächt. Am Ende stellt sich - Oh Männer! - heraus, daß Conchita nicht so sehr geliebt als besiegt werden will.

Ein altes Thema, das eine Reihe von berühmten Regisseuren zu Verfilmung angeregt hat. Und während also viele zum Beispiel Louis Bunuels Film „Dieses obskure Objekt der Begierde“ kennen (der Orginaltitel des Buches heißt übersetzt: „Die Frau und der Hampelmann“, aber den wollte Vincenzo Orlando auf keinen Fall übernehmen), so ist Pierre Louys (1870-1925) als Autor in Deutschland ziemlich unbekannt, der Roman seit den 50er Jahren vergriffen. Seine Conchita, die bewußt als jüngere Schwester von Merimes „Carmen“ (1845) angelegt ist, nimmt zugleich Nabokovs Kindfrau „Lolita“ (1955) vorweg. In Frankreich hat Louys schon sein Revival erlebt.

Louys schreibt einen veknappten Stil und führt doch den hochpathetischen Sprachgestus der Jahrhundertwende. Die amour fou zwischen Don Mateo und Conchita ist ein wiederzuentdeckendes literaturhistorisches Dokument. Die in ihm zum Ausdruck kommende Männertrauer über aufbrechende Geschlechterrollen

hier das kleine Erotikum

verstärkt diesen Aspekt. Da sich aber der französische Übersetzer Gustave Gombert seiner Übersetzungsaufgabe bescheiden und unaufdringlich angenommen hat, ist „Dieses obskure Objekt der Begierde“ leicht und anregend zu lesen wie ein Liebeskrimi. Am Sonntag im 17 Uhr wird das Buch mit der Vorführung von Bunuels Film in der Schauburg vorgestellt. CoK

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