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Platter Wayne mit Dreamwoman

■ Wayne's World Party im Modernes / Mayqueen coverte blutarm / Für 99 Dezibel gab's einen E-Baß

„Partytime...exzellent!“, so lautete das Motto der „Wayne–s World“ Party am Dienstag im Modernes. Anläßlich des Erscheinens dieses Films auf Video gab es eine Promo-Party. Während andernortes bis zu 600 Besuchern angelockt worden waren, verloren sich in Bremen gerade mal zwei Hundertschaften in der Weite des Modernes.

Nach reichlich biederem Hardrock der Siebziger („Exzellent“ und „Party on, dude“, so ein Fan des Filmes „Wayne's World“) betraten Mayqueen, „Deutschlands beste Queen- Coverband“, eine verblüffend echte, aber blutarme Kopie der Opernrocker, die Bühne. Währendessen liefen backstage die Vorbereitungen für den Look- and-Behave-Alike-Contest auf Hochtouren. Wayne oder anderen Charakteren des Filmes galt es nachzueifern. Als Hauptgewinn winkte eine Reise nach Los Angeles.

Es präsentierten sich sieben KandidatInnen: die 22-jährige Nicola aus Hamburg, die das niedrige Niveau der Hamburger Imitatoren am Vortag als Ansporn sah, es heute in Bremen selber zu versuchen. Oder der 19-jährge Manuel, der den Film bereits zehn Mal gesehen hatte und am liebsten die Gitarre für den zweiten Platz hätte.“

Dann der Contest: große Gesten und flache Sprüche kamen an, Details gingen unter. Auf stolze 99 Dezibel Applaus brachte es der Drittplatzierte bei der Messung des Beifalls, die über die Platzierungen entschied. Frank aus den USA war der Wayne, der am lautesten, plattesten, aber auch am ungezwungensten tönte und mit einem E-Baß belohnt wurde. Strahlender Sieger der Reise nach L.A. wurde Robertino als Freund Garth, der unter Gejohle bei einem Pseudo-Strip seine geschmackvollen Boxershorts der Öffendlichkeit präsentierte.

Einzig Platz Zwei überraschte: Nachdem Schülerin Britta aus dem Publikum zwangsrekrutiert worden war, stand sie als Dreamwomen dermaßen charmant auf der Bühne rum, daß sie mit einen Gutschein für eine Gitarre belohnt wurde. Den übrigen KandidatInnen fehlte anscheinend jene gradlinige Schlichtheit, die einen echten Wayne–s World Charakter ausmacht.

Nach diesem Höhepunkt interessierte sich nur noch einen Minderheit für die Versuche von Mayqueen, für Stimmung zu sorgen, und auch die Verlosung eines Drum-Kits und eines Sofas unter dem Publikum begeisterte gerade mal die Gewinner selber. Noch vor Mitternacht war der Spuk dann vorbei.

Vieleicht lag es an der „Mentalität der Bremer“, wie Christa Ehrsfeld vom Veranstalter Megakult die dünne Kulisse zu erklären versuchte. Vieleicht lag es aber auch am wenig attraktiven Konzept, einen Film anläßlich seines Erscheinens auf Video zum alleinigen Mittelpunkt einer Promo-Party-Tour zu machen. Und da der Filmverleiher CIC nur teilweise bereit war, die Kosten für die Promotour zu übernehmen, dürfte nur ein Bruchteil der drei Millionen, die im vergangene Jahr den Film sahen, bereit gewesen sein, die happigen 18 DM Eintritt zu zahlen. L.R.

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