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Stadtwerke: Vorwürfe „unwahr“

■ Aber: Stromkonzern bestätigt Spende für SPD-Empfang

„Unverschämt“, „unwahr“ und „geschmacklos“: Mit diesen Worten reagierten gestern die Stadtwerke Bremen auf die Aussagen des CDU-Parlamentariers und Stellvertretenden Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses Stadtwerke, Günter Niederbremer. Der war am vergangenen Donnerstag mit drei Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen.

1) Die Stadtwerke hätten 24.000 Mark für einen Empfang sozialdemokratischer Kommunlapolitiker (Vorsitzender: Klaus Wedemeier, der gleichzeitig Aufsichratsvorsitzender der Stadtwerke ist) gespendet.

2) Der Vorstandsvorsitzende Günther Czichon würde Ausgaben in seiner Funktion als schwedischer Generalkonsul über die Stadtwerke abrechnen.

3) Die Stadtwerke würden in Devisen-Termingeschäften spekulieren und hätten dort Verluste eingefahren.

Niederbremer habe wider Absprachen aus Akten zitiert, die als vertraulich gegolten haben, erklärte gestern der Vorstandsvorsitzene des Unternehmens, Günther Czichon. Die Akten seien noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben. Niederbremer und andere Mitglieder des Untersuchungsausschusses hätten lediglich feststellen sollen, ob die vorgelegten Akten für die öffentliche Befragung des Ausschusses vonnöten seien.

Allerdings konnte der Stadtwerke-Chef zwei der drei Vorwürfe nicht entkräften. Er bestätigte, daß der SGK-Empfang von den Stadtwerken gesponsert worden ist. Czichon: „Da hätten die Kommunalpolitiker jeder anderen Partei auch kommen können.“ Richtig sei auch, daß seine Tätigkeit als schwedischer Generalkonsul über den Posten „Geschenke und Bewirtungen“ bei den Stadtwerken abgerechnet würde. Dabei handele es sich um Beträge zwischen 3.000 und 6.000 Mark für ein jährliches „Fest“ der in und um Bremen lebenden Schweden. Außerdem beheimaten die Stadtwerke ein Büro des schwedischen Konsulats („eine bessere Besenkammer), für das keine Miete gezahlt werden muß. Als unwahr und „Unverschämtheit des Herrn Niederbremer“ bezeichnete Czichon den Vorwurf von Verlusten durch Devisentermingeschäfte. „Wenn die Stadtwerke Importkohle kaufen, kaufen sie immer bei Vertragsabschluß die entsprechende Währung ein.“ Gezahlt würde aber erst immer bei Lieferung. „Wenn der Dollar oder was auch immer dann steigt oder fällt, dann muß der Verlust bilanztechnisch erst einmal ausgewiesen werden“, erklärte Czichon. Dabei handele es sich um ein übliches Verfahren. Gerade die Tatsache, daß die Stadtwerke zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses Devisen kauften, weise darauf hin, daß das Unternehmen nicht spekuliere.

Günter Niederbremer wehrte sich gegen die Vorwürfe, er habe aus nicht-freigegebenen Akten zitiert. „Wir haben zugesichert, daß Dritte geschützt werden. Bei allen Punkten geht es nicht um Dritte.“ Es sei Aufgabe des Untersuchungsausschusses, „Zuwendungen der Stadtwerke an Dritte“ zu prüfen. Czichon dagegen: „Wir sind ein erfolgreiches Unternehmen, wir als Vorstand müssen die Freiheit haben, zu entscheiden, wie wir mit unseren Kunden umgehen.“ Die ersten öffentlichen Befragungen im Stadtwerke-Untersuchungsausschuß werden voraussichtlich in der Woche nach Ostern beginnen. mad

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