: Trash-Kino am Rande der Stadt
■ Ex-Alabama-Macher Hans-Peter Jansen gibt dem Fama in Lurup ein neues Profil
gibt dem Fama in Lurup ein neues Profil
Pioniere im Niemandsland haben es schwer. Kino-Betreiber, die am Rande der Stadt Bildungsarbeit leisten wollen, haben es mindestens genauso schwer. Doch genau dieses Ziel hat sich Hans-Peter Jansen, ehemaliger Mitstreiter im Alabama- Duo, mit seinem neuen Fama-Kino in Lurup gesetzt.
Nachdem abzusehen war, daß das alte Alabama-Kino in Eidelstedt wegen Pachtschwierigkeiten keine Zukunft mehr hatte, planten die beiden Betreiber, Michael Conrad und Hans-Peter Jansen, eigene Projekte. Conrad bemüht sich zur Zeit um den Aufbau eines neuen Alabamas auf dem Kampnagel-Gelände, Jansen erstand zum Jahresanfang das Fama-Kino auf der Luruper Hauptstraße. Zur Trennung der beiden Ex-Alabamer kam es lediglich durch „Reibungsverluste wie in einer langen Ehe“, wie Jansen es ausdrückt. Sie planen aber weiterhin zusammen: ein Fantasy-Filmfest soll im Sommer Hamburg erfreuen.
Das Fama-Kino in Lurup findet Jansen optimal. Nicht nur wegen der zu leistenden Pionierarbeit kurz vor der Landesgrenze, sondern auch wegen des 60er-Jahre- Stils der Inneneinrichtung. Er schwärmt geradezu vom Original- Neon-Schriftzug Fama, „den schön häßlichen Farben“ der Wandbespannungen, dem alten Gestühl.
Das Gebäude Luruper Hauptstraße 247 beherbergte schon immer ein Kino. Familie Mallech gab dem Fa-Ma den Namen, das Outfit, 343 Sitzplätze und eine 90 Quadratmeter große Leinwand. Der nächste Besitzer, Gerd Fölster, hielt das Vorstadt-Kino-Programm auf dem gleichem Niveau wie die Vorgänger. Deshalb wird Jansen es schwer haben, seine Vorstellung von Kino in Lurup durchzusetzen. Denn die Tradition des Alabamas, schräge oder billige Non-Mainstream-Produkte zu zeigen, will Jansen beibehalten.
Vorerst muß er der Luruper Bevölkerung noch normale Film-Kost anbieten. Das Kinderprogramm im April besteht aus Tim und Struppi und Pippi Langstrumpf, für die Erwachsenen gibt's Sister Act und Bodyguard. Im Spätprogramm am Wochenende Uhr legt Jansen dann los: Abba - The Movie zeigt eine trashige Dokumentation der 70er Jahre-Ikonen. Nach den Off-Kino-typischen Blues Brothers folgen mehrere Science-Fiction-Streifen. Im Mai ist eine Retrospektive über den Schauspieler Harvey Keitel geplant (Cop Killer, Taxi Driver), danach werden zwei Musik-Dokumentarfilme gezeigt. Im Juni soll eine Film-Reihe über Mörderinnen starten.
Das Kino-Programm wird in Lurup akzeptiert. Wenn Jansen in seinem Kino „die Karten abreißt und mit den Leuten spricht“, bekommt er „eine positive Resonanz“. Doch Jansen weiß, daß das Fama „für die Szene ein weißer Fleck“ ist. Noch. Greta Eck
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