: Hilfe, die Sonne!
■ Trauriger Rekord: Im Winter 92/93 wurde die nördliche Ozonschicht um 20 Prozent zerstört
um 20 Prozent zerstört
Ozonloch über Hamburg? So dramatisch wie in Neuseeland ist die Zerstörung der Ozonschicht über Nordeuropa noch nicht. Aber die jüngsten Berichte der Welt-Meteorologie-Organisation sind alarmierend. Der Ozonabbau über Europa und Nordamerika war in diesem Winter so rasant wie noch nie. FCKW und andere Schadstoffe haben erstmals 20 Prozent der Ozonschicht abgebaut, die uns vor schädlichen UV-Strahlen schützt. Von einem Ozonloch sprechen Klimaforscher erst, wenn, wie über der südlichen Halbkugel, die Hälfte der lebenswichtigen Schutzschicht in 20 Kilometer Höhe zerstört ist.
In den arktischen Breiten sammeln sich im dunklen Polarwinter FCKW und andere Schadstoffe an. Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Polarregion erreichen, zersetzen die Chemikalien das Ozon. „Der drastische Abbau passiert im Frühjahr“, erklärt Hans-Jürgen Nantke vom Bundesgesundheitsamt. In ein bis zwei Monaten sei die Ozonschicht über der Nordhalbkugel aber wieder aufgefüllt. Ozon bildet sich ständig nach. Dennoch bleiben die Industriestaaten nicht länger von dem verschont, was in erster Linie sie angerichtet haben, so Nantke. Der Ozon-Schwund ist auch in unseren Breiten nicht mehr aufzuhalten, deshalb will das BGA künftig regelmäßig die UV-Strahlung messen und gegebenenfalls Hinweise an die Bevölkerung geben. Mit neuseeländischen Verhältnissen — wo die Bürger täglich erfahren, wie lange sie sich unbeschadet im Freien aufhalten können — ist in Norddeutschland in diesem Sommer noch nicht zu rechnen. Davor schützt uns, so makaber dies klingt, sogar die Luftverschmutzung. Denn das Ozon, das sich in bodennahen Schichten vor allem durch Autoabgase im Sommer bildet — der 'Sommersmog‘ —, absorbiert einen Teil der UV-Strahlung. Dennoch ist Autofahren nicht die Rettung. Denn Auspuffgase tragen zum Treibhauseffekt bei. Und wenn die Atmosphäre aufgeheizt wird, bilden sich in der Stratosphäre mehr Wolken, es wird mehr Ozon abgebaut. Hilft also nur sofortiger FCKW-Verzicht. VM
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