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Algerische Politiker erschossen

■ Konflikt zwischen Islamisten und Regierung verschärft

Algier (AFP) – In der letzten Woche des islamischen Fastenmonats Ramadan hat sich der Konflikt zwischen der algerischen Staatsmacht und radikalen Islamisten erneut zugespitzt. Am Mittwoch wurde in der algerischen Hauptstadt der ranghohe Politiker Laadi Flici erschossen. Darüber hinaus gab die Polizei bekannt, daß in der Nacht zum Mittwoch und im Verlauf des Tages in Algier und der näheren Umgebung vier bewaffnete Islamisten von Sicherheitskräften getötet worden seien. Am Dienstag morgen war der frühere Bildungsminister Djilalli Lyabes nahe seiner Wohnung im Stadtviertel Kouba durch drei Schüsse getötet worden.

Der Arzt und Schriftsteller Laadi Flici wurde in seinem Büro in der historischen Altstadt Kasbah getötet. Er gehörte dem Nationalen Konsultativrat an, der vom Obersten Staatsrat im vergangenen April als Ersatzparlament eingesetzt wurde, nachdem im Februar der Ausnahmezustand verhängt worden war. Am Sonntag war auf ein anderes Mitglied des Konsultativrates, Hafidh Senhadri, ein Anschlag verübt worden. Er lag bis gestern noch im Militärkrankenhaus im Koma.

Aus der unmittelbaren Umgebung bewaffneter Gruppen von Islamisten wurde bekannt, daß bis zum Ende des Ramadans Mitte kommender Woche „möglichst viele regimefeindliche“ Aktivitäten ausgelöst werden sollten. Dem Nationalen Konsultativrat, dessen Legitimität von den Islamisten bestritten wird, gehören 60 Mitglieder an. Die verbotene Islamische Heilsfront (FIS) hatte den Mitgliedern des Rates angedroht, sie würden den „Volkswillen“ zu spüren bekommen, falls sie sich an den Beratungen dieses Gremiums beteiligten. Regierungschef Belaid Abdesslam hatte am Dienstag abend „neue Maßnahmen gegen den Terrorismus“ angekündigt. Bei den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten wurden seit Anfang 1992 mehr als 600 Menschen getötet. In den kommenden Wochen sollten insgesamt 3.500 Islamisten vor Gericht gestellt werden. Bislang wurden mehr als fünfzig Todesurteile verhängt und nach offiziellen Angaben sieben vollstreckt.

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