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Vitamin C statt Chemotherapie?

■ Heilpraktiker-Tagung in Bremen / Biologische Krebstherapie gefordert

Vitamin C statt Chemotherapie?

Heilpraktiker-Tagung in Bremen / Biologische Krebstherapie gefordert

Beim Kampf gegen den Krebs soll sich die Medizin nicht weiter nur auf die Chemiekeule und die Bestrahlung konzentrieren, sondern auch verstärkt die „biologische Krebstherapie“ anwenden. Das war die Forderung von TeilnehmerInnen des 12. Bremer Heilpraktikertages, die sich am verganenen Wochenende im Konsul-Hackfeld-Haus trafen. Der Schwerpunkt der Tagung lag auf dem Vortrag von Harald Krebs, Heilpraktiker aus Nagold, der für eine sanfte biologische Therapie gegen den Krebs plädierte.

Vorab stellte Krebs klar: „Jeder Tumor muß durch eine Operation entfernt werden, weil er den Organismus schwer belastet.“ Die biologische Therapie habe daher zwei Schwerpunkte: die Vorsorge, durch die die Risiken für eine Krebserkrankung zum Beispiel durch richtige Ernährung gemindert werden könnten. Und - vor allem - die Versorgung der Patienten nach der Operation.

„Grundsätzlich geht es uns darum, das Immunsystem des Körpers zu stärken, damit er sich selbst gegen den Krebs wehren kann“, sagt Krebs. Chemotherapie und Bestrahlung dagegen bewirkten das Gegenteil, indem sie den Körper schwächten und verhinderten, daß die eigenen „Killerzellen“ den Tumor angreifen und auffressen könnten.

„Wir geben nach der Methode des amerikanischen Biologie-Nobelpreisträgers Linus Pauling zum Beispiel Mega-Dosen, bis zu 80 Gramm, von Vitamin C. Das regt die Produktion von körpereigenem Interferon an — eine Substanz, die die Schulmedizin künstlich zuführt.“ Auch die Misteltherapie, so Krebs, sei wirksam, da sie den Stoffwechsel anrege, „nur muß auf die Entgiftung der Leber geachtet werden“.

Nach Aussagen von Krebs hat die biologische Therapie gute Erfolge in den USA, England und Holland erzielt. Er wünscht sich eine verstärkte Zusammenarbeit mit den „Schulmedizinern“. Hans Joachim Habermalz, Direktor der Strahlentherapie am St. Jürgen- Krankenhaus, steht der biologischen Therapie allerdings skeptisch gegenüber: „Die sogenannte Schulmedizin wendet Methoden an, deren Wirkungen wissenschaftlich bewiesen sind. Das ist bei dieser Theorie nicht der Fall. Solange sie nicht wirklich bewiesen ist, können wir nicht zusammenarbeiten.“ Habermalz räumt ein, daß in der Krebsbekämpfung vieles denkbar ist, auch die Vitamin C-Verabreichung hält er für eine „einleuchtende Theorie“, nur leider unbewiesen. „Es ist etwas Richtiges an der Feststellung, daß unsere Behandlung das Immunsystem schwächt“, sagt der Strahlentherapeut, „aber man kann die Stärke des Immunsystems nicht wirklich messen und deshalb nicht beweisen, daß die biologischen Therapien es stärken.“ Habermalz warnt vor falschen Propheten: „Da es nur eine fünfzigprozentige Heilungsquote bei Krebs gibt, ist ein starker Behandlungswunsch da. Als Tuberkulose noch nicht heilbar war, haben sich die Kranken auch Quark auf die Brust geschmiert — geholfen hat es nicht.“

Heilpraktiker Krebs wiederum gibt zu, daß es Fälle gibt, in denen Chemie und Bestrahlung unvermeidbar sind. „Leukämie bei Kindern kann nur durch die chemische Vernichtung aller Blutzellen und den Aufbau eines neuen Blutsystems bekämpft werden“, sagt er. Doch gerade bei todgeweihten Patienten im letzten Stadium der Krankheit diene eine biologische Behandlung den Kranken besser, da sie den Körper entgifte und die Schmerzen erleichtere. Er klagt über das System der Krankenkassen, die die sanfte Therapie nur in Ausnahmefällen bezahlt: „Wenn Du arm bist, stirbst Du früher.“ An die Skepsis der Schulmediziner hat sich der Heilpraktiker gewöhnt: „Wenn es sie oder ihre Verwandten trifft, dann trauen sie oft ihren eigenen Praktiken nicht und kommen zum Heilpraktiker.“

Bernhard Pötter

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