: Sonne und Familie verlassen
■ Verein der „Afrikaner-FreundInnen“ als Anlaufstelle gegründet
„Isolation ist in Deutschland ein großes Problem, sogar für Einheimische!“, sagte gestern Paulin Damessi-Akollor vor der Presse. Aber um einsame deutsche Herzen geht es dem Verein AfrikafreundInnen nicht. Er tritt für die Interessen von AfrikanerInnen ein. „Auf der Straße freundlich angesprochen zu werden, ist doch das mindeste!“ sagt der gebürtige Togolese Paulin Damessi-Akollor, „aber oft verletzt die Behandlung, die wir hier erleben, die Persönlichkeit.“
Hinter diesen zurückhaltenden Worten liegt die Motivation für die Gründung des (gemeinnützigen) Vereins im letzten Dezember letzten Jahres: Er will AfrikanerInnen, die in Bremen leben, Anlaufstelle für die Unterstützung in Angelegenheiten des Alltags sein. Der ist für Neulinge in Deutschland ja alles andere als alltäglich — und hält zudem mehr als genug unangenehme Überraschungen bereit: Plötzlich sind aktuell inserierte Zimmer schon vermietet oder der Job ist vergeben. „Gegen diesen Rassismus muß man direkt vorgehen“, ist die Meinung der Vereinsmitglieder. Deshalb gehören die praktische Begleitung bei Behördengängen ebenso wie die Wohnungssuche zu den Aufgaben des Vereins.
Groß geschrieben wird auch Informationsarbeit. Denn: „Vorurteile entstehen durch Unwissen“, sagt Hella Ulferts, erste Vorsitzende des Vereins und Mitarbeiterin im Aufbau-Studiengang „Dritte Welt“. „Die Hintergründe von Flucht und Emigration müssen dargestellt werden, sonst heißt es: Afrikaner wollten hier auf unsere Kosten leben!“
Allerdings soll der direkte menschliche Kontakt dahinter nicht zurückstehen: „Ein Afrikaner, der die Sonne und seine Familie verlassen hat, brauchtFreunde,“ bestätigt der gebürtige Ivorer, Kouakou Dieu-Donne. Er kam vor neun Monaten als Student nach Deutschland. Damals kannte er keine Menschenseele. Über den Verein hat er FreundInnen gefunden. Und, mindestens ebenso wichtig, ein Zimmer. „Jetzt kann ich meiner Familie endlich nach Hause schreiben, daß ich gut aufgehoben bin!“
Bislang haben die AfrikafreundInnen vieles über private Unterstützung erledigt. Hier wurde ein Job und dort eine Wohnung aufgetan. Aber es werden mehr Anfragen erwartet — und es gibt viel zu tun. Mitglieder sind deshalb ebenso gern gesehen wie Spenden.
ede
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