: Für Grundschullehrer Mini-Studium
■ FDP: 18 Monate weniger studieren und weniger verdienen
Ein kürzeres Studium, weniger pädagogische Ausbildung und deshalb schlechtere Bezahlung für die Arbeit in der Grundschule erwarten die LehramtsstudentInnen in Bremen, wenn sich ein Vorschlag der FDP-Fraktion in der Koalition durchsetzt. Neben SPD und Grünen haben auch die Liberalen einen internen Entwurf zur Neufassung des Lehrerausbildungsgesetz vorgelegt. Danach soll die Studienzeit für Grundschullehrer von jetzt acht auf sechs Semester verkürzt werden. Ebenso soll das Referendariat statt bisher zwei Jahre nur noch 18 Monate dauern, so daß insgesamt eineinhalb Jahre an Ausbildungszeit gestrichen werden.
Kritiker befürchten, daß nach diesem Gesetzentwurf die fachwissenschaftlichen Anteile des Studiums vermehrt, die pädagogischen Inhalte dagegen halbiert werden könnten. Die Folge: GrundschullehrerInnen könnten mit 500 bis 1.000 Mark monatlichem Gehalt weniger eingestellt werden — ein großer Reiz bei leeren Haushaltskassen.
„Natürlich kann man damit Geld sparen“, sagt Harald Neujahr, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender, „aber unser Hauptziel ist es, Bremer Lehrern den Zugang zu Stellen in anderen Ländern zu ermöglichen.“ Seit Jahren gebe es wegen der bremischen Lehrerausbildung (gleiche Studienzeit für alle Schulstufen) Probleme mit Bundesländern wie Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen, wenn es um die Zulassung von AbsolventInnen der Bremer Uni gehe. „Wir müssen uns am Schnitt der anderen Länder orientieren, was die Ausbildung angeht“, meint Neujahr. Das Studium solle verkürzt, die pädagogischen Inhalte aber nicht angetastet werden. Er betont, der FDP-Vorschlag sei ein „reiner Entwurf“, der im April mit den Vorschlägen der anderen Ampelpartner beraten werden sollte, seine Veröffentlichung „ein Vertrauensbruch“.
Beim Bildungssenator gebe es keine Überlegungen, die Lehrerausbildung zu verändern, sagt Werner Alfke, Sprecher der Behörde. Theoretisch und nach der Gesetzlage wäre es zwar möglich, doch: „Wir wollen das überhaupt nicht versuchen.“ Für Yasmina Wöbbekind von der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) wäre eine solche Regelung eine drastische Veränderung der Lehrerausbildung und das Ende der Stufenausbildung für LehrerInnen. „Ich verstehe vor allem nicht, warum gerade in den Grundschulen die Pädagogik minderbewertet werden soll. Auch nach den Ergebnissen der Schulreformkommission brauchen wir nicht weniger, sondern eher mehr Pädagogik in der Schule.“
„Völlig unrealistisch“ nennt auch Wolfram Sailer von den Grünen die Pläne. „Die FDP macht da einen Vorstoß, um die Koalitionsvereinbarungen nachzubessern. Aber das will außer der FDP niemand.“ Bernhard Pötter
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