: Schampus für die Schotten
■ Beim heutigen Länderspiel gegen Deutschland muß Schottlands Trainer Andy Roxburgh auf sämtliche Stammspieler verzichten / Uwe Beins Comeback fällt aus
Berlin (taz) – Das letzte Fußball-Länderspiel gegen die Deutschen hat Schottlands Coach Andy Roxburgh in bester Erinnerung. Zwar wurde bei der Europameisterschaft in Schweden wie üblich verloren und das Team schied in gewohnter Manier bereits in der Vorrunde aus, doch die kämpferische Leistung ihrer Mannen versetzte die stets frohgemuten schottischen Fans so in Begeisterung, daß sie nach dem Schlußpfiff eine Stunde lang in ihrem Block ausharrten und Spieler sowie Trainer mit ausdauernden Gesängen feierten. Derart beflügelt gewann die Mannschaft gegen die GUS und ebnete den Deutschen solchermaßen den Weg ins Halbfinale.
Haufenweise Champagner versprach daraufhin der dankbare Bundestrainer Berti Vogts den harten Burschen aus Glasgow, Edinburgh und Aberdeen und nahm ihnen auch nicht mehr krumm, daß sie mit wuchtigen Kopfstößen gleich drei seiner Akteure – Buchwald, Reuter und Riedle – nachhaltig zu Boden gestreckt hatten.
Sein Versprechen gedenkt Vogts heute beim Freundschafts- Länderspiel in Glasgow (21.00 Uhr, live in der ARD) einzulösen. 25 Magnumflaschen Schampus will er eigenhändig in die schottische Kabine schleppen – schlauerweise bereits vor dem Anpfiff. Von jenen Akteuren, die im Juni den Coup gegen die GUS landeten, wird allerdings keiner in den Genuß der guten Tropfen kommen. Nachdem Roxburgh bereits von den in englischen Klubs tätigen Profis einen Korb bekommen hatte, erteilten ihm kurzfristig auch noch alle sechs nominierten Spieler vom Meister Glasgow Rangers eine Absage. So muß Schottland praktisch mit einem B-Team antreten. Da wohl auch Spielmacher Paul McStay von Celtic Glasgow wegen einer Verletzung fehlen wird, ist kein einziger Spieler aus dem EM-Aufgebot gegen die Deutschen dabei.
Zum Kapitän wurde Craig Levein von den Hearts of Midlothian ernannt, mit neun Länderspieleinsätzen einer der Erfahrensten im Kader. Insgesamt bringen es die Spieler, die voraussichtlich im ausverkauften Ibrox-Park einlaufen werden, gerade mal auf 62 Länderspiele, während die deutsche Mannschaft, die ohne den erkrankten Uwe Bein antreten muß, die geballte Erfahrung von 396 internationalen Partien in die Waagschale werfen kann.
„Wir sind ohne Chance“, sagt Andy Roxburgh voller Resignation, verweist jedoch darauf, daß gerade die jungen Spieler mit besonderem Einsatz zu Werk gehen werden. Furcht kennt jedenfalls auch die zweite Garnitur der Schotten nicht, wofür der Trainer eine ebenso einleuchtende wie despektierliche Erklärung hat: „Wir sind zu dumm, um Angst zu haben.“ Matti
Schottland: Walker (Heart of Midlothian) - Wright (FC Aberdeen), Irvine (Dundee United), McLaren (Heart of Midlothian), Levein (Heart of Midlothian) - Boyd (Celtic Glasgow), Bowman (Dundee United), McInnaly (Dundee United), Dollins (Celtic Glasgow) - Ferguson (Dundee United), Robertson (Heart of Midlothian)
Deutschland: Köpke (1. FC Nürnberg) - Thon (Bayern München) - Buchwald (VfB Stuttgart), Kohler (Juventus Turin) - Häßler (AS Rom), Zorc (Borussia Dortmund), Matthäus (Bayern München), Doll (Lazio Rom), Helmer (Bayern München) - Riedle (Lazio Rom), Klinsmann (AS Monaco)
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