■ Press-Schlag
: Tautologen-Tennis

Davis-Cup? Ach ja, das ist doch dieses Ding, wo Becker nicht mitspielt, weswegen Michael Stich sauer war. Haben sich aber ausgesprochen, „der Boris“ und „der Spieler Stich“. Becker tut trotzdem immer noch nicht mit. Sonst noch was? Nicht viel, fängt demnächst dann an in Moskau, der Davis-Cup. Morgen, um genau zu sein. Teamkapitän Niki Pilic weiß noch nicht, wer zusammen mit Michael Stich Doppel spielen soll: Carl-Uwe Steeb oder Patrick Kühnen. Aber das wird er auch noch rausfinden. Ende der Meldung.

Wer aber meint, daß das Affentheater um Beckers Nichtantritt bzw. das Oderdochdannirgendwann noch nicht richtig affig war, darf jetzt weiterlesen. Die Russen nämlich haben sich alle Mühe gegeben, eine noch absurdere Posse aufzuführen. Es ist ihnen gelungen.

Und das ging so: Der Spieler Wolkow, Alexander, 26 Jahre alt und derzeit bester seiner Landes, hat – ganz westliche Mentalität – seine Funktionäre kritisiert: „Um Tennis schert sich der Verband einen Dreck. Das einzige, was die da oben interessiert, ist die Macht.“ Dummerweise haben sie die auch, die Macht, und nutzen sie. Schwuppdiwupp wurde der von den Spielern gewünschte Schamil Tarpischew als Teamkapitän ab- und der unbeliebte Wadim Borisow eingesetzt. Dessen erste Amtshandlung war die Nichtnominierung von Wolkow, die tautologisch einwandfrei begründet wurde: „Es geht niemanden etwas an, warum Wolkow nicht spielt.“ Später wurde er dann präziser. Wolkow sei „ein mieses, unfähiges und feiges Kleinkind“. Daß kleine Kinder nicht so gut Tennis spielen können wie große, leuchtet ein.

Die restlichen Spieler überlegten zwar, aus Protest ebenfalls nicht anzutreten, aber wegen der Ehre und so..., für Rußland... etc. Wir wissen Bescheid und sagen „selbst schuld“. Denn jetzt müssen sich Tschesnokow und Olschowski beim Training mit Borisow rumschlagen, der sie im Kasernenton über den Platz befehligt. Nette Atmosphäre garantiert. Als Andrej Tschesnokow ausländischen Journalisten den ganzen Humbug erklären wollte, ergab sich ein Handgemenge mit Borisow, bei dem der Spieler siegreich blieb. Weil Tschesnokow mit Gewalt nicht vom Interviewgeben abzuhalten war, schaltete sich Boris Fomenko, der Generalsekretär des russischen Tennisverbandes, ein und laberte das Gespräch einfach tot. Tschesnokow entnervt: „Herr Pomenko, reden wir nicht mehr über Tennis. Reden wir über ihre Briefmarkensammlung.“

Die Deutschen schließen sich an und sagen auch nichts. Der Spieler Steeb: „Ohne Wolkow wird es einfacher für uns.“ Und der Spieler Stich heißt nicht nur ähnlich, sondern sagt auch dasselbe: „Das macht es mit Sicherheit nicht schwerer.“ Und Niki Pilic sagt – weil ihm das Pendant fehlt – einfach dasselbe wie immer: „Jeder kann jeden schlagen.“ Wie wahr. to