: Die USA aus dem Spiel lassen-betr.: "Rußlands Demokratie liegt im Sterben... und der Westen redet und redet" von Walter Russell Mead, taz vom 17.3.93
betr.: „Rußlands Demokratie liegt im Sterben ...und der Westen redet und redet“ von Walter Russell Mead, taz vom 17.3.93
Herr Mead lamentiert wortreich über das traditionelle Versäumnis des „Westens“, Rußland bzw. Europa zu helfen, womit er natürlich hauptsächlich die USA meint. Europa ist aber selber der sogar noch um Rußland erweiterte „Westen“, und entscheidend ist, daß dieser Westen sich selbst hilft. Das geht aber bloß, wenn dabei gemäß historischer Einsicht die USA möglichst aus dem Spiele gelassen werden. Denn das lamentierte Mead nicht: daß die USA aufgrund und mit Hilfe tatkräftig von ihnen mitbetriebener zweier Kriege weit weg in Europa zu der Weltmacht aufgestiegen sind, um deren Bestand es ihnen aber einzig und allein bis heute geht. Daß der von ihnen mitbetriebene Versailler Vertrag bewußt Zentraleuropa langfristig paralysieren sollte und noch heute paralysiert. Daß die USA absichtlich und bewußt nicht die Demokraten vor Hitler, sondern den Kriegsgrund Hitler unterstützt haben: mit Millionen Dollars und vermutlich machtentscheidend.
Mit einem Wort: daß die USA zusammen mit England keinerlei Interessen an einer eurasischen Wirtschaftsmacht nicht nur nie hatten, sondern ganz besonders heute, wo sie entstehen könnte, schwerlich haben können. Welchem Zweck soll das Lamento des US-Bürgers also dienen? Von wegen IWF und Weltbank. Diese Dollarinstrumente haben bereits die halbe Welt niedergewirtschaftet, nun sollen sie das an Vorteil in Eurasien wieder gutmachen, was der alten Politik mit dem Fall des Eisernen Vorhangs verlustig gegangen ist? Aufschlußreich, daß genau an dieser Stelle das Lamento von Mead beendet ist. Wilfried Pape, Berlin
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