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Kurz und Klatsch

■ Journalisten deutscher Provinzblätter auf der Suche nach der Zeitungsqualität

Info-Grafik, kein Artikel länger als 80 Zeilen, Durchwahlnummern der Redakteure im Impressum, eine typographische Kommission für die Verbesserung des Erscheinungsbildes, Eintauchen in die Niederungen des Sublokalen, Redaktionsmarketing... Die Rezepte sind vielfältig, von denen sich deutsche Journalisten eine Verbesserung ihrer Zeitung versprechen. Dies wurde in der vergangenen Woche auf den „4. Dortmunder Mediengesprächen“, veranstaltet vom Institut für Journalistik an der Uni Dortmund, deutlich.

Etwa 50 Journalisten, nahezu ausschließlich aus deutschen Provinzblättern, diskutierten ihr Verständnis von „Qualität in der Zeitung“. Und wenn es danach geht, sieht es mau aus. Inhalte sind immer weniger gefragt. Wer als Leser auf der Suche nach einem intensiven Informationsangebot ist und trotzdem auch die lokalen und regionalen Meldungen nicht missen möchte, wird in Zukunft immer mehr dazu gezwungen, eines der bundesweit erscheinenden Blätter vom Typ der FAZ, Süddeutschen Zeitung, Frankfurter Rundschau oder eben der taz zu abonnieren. Die Regionalblätter sind nicht bereit, ihre Chance beim Publikum in einer verbesserten Nachrichtengebung zu suchen. Statt dessen stehen Service, Ratgeber und das Lokale hoch im Kurs.

Laut einer Umfrage in Zeitungsredaktionen, die das Journalistik-Institut vorbereitend durchgeführt hatte, wurden „Glaubwürdigkeit“ und „Seriosität“ als Antwort auf die Frage „Was macht eine gute Zeitung aus?“ an erster Stelle genannt. „Die Leser zufriedenstellen“ an dritter Stelle.

Doch was will der Leser denn nun genau? An dieser Stelle fängt trotz aller empirischer Forschung das Herumstochern im Nebel an. Und weil der Verleger des Remscheider Generalanzeigers, Wolfgang Pütz, schon frühzeitig vom Podium gewarnt hatte: „Es gibt nicht den DIN-Leser“, konnten die Anwesenden ganz nach Belieben ihren individuellen Thesen nachhängen.

Da tauschte man sich darüber aus, daß ein jung-dynamisches Layout im Stile der Stadtillustrierten möglicherweise ein Element sei, um dem vielbeklagten Mangel an neuen jungen Lesern abzuhelfen. Die nächsten empfahlen mehr Klatsch und Szeneberichte auf die knochentrockenen Feuilletonseiten. Andere hatten als Rezept die „mobile Redaktion“, wo einzelne Lokalseiten in einem ausgebauten Kombi auf Schulhöfen oder anderen öffentlichen Orten hergestellt werden, mithin die Leser auch einen Einblick in die Zeitungsproduktion gewinnen könnten.

Die Westkollegen staunten darüber, welche Leserbriefmengen noch heute in ostdeutschen Redaktionen täglich eintreffen – bis zu 150. Auf der anderen Seite wollen die Leser in Ostdeutschland aber auch keine dicke Zeitung: zum einen, weil die gar nicht in den Briefschlitz paßt, und zum anderen, weil sie es gar nicht gewöhnt sind, selektiv zu lesen: „Dort hat man kein Verständnis dafür, daß man für das Geld eine Zeitung bekommt, die er nicht voll und ganz nutzt, genausowenig, wie man eine Flasche Milch nur halb austrinkt und dann wegwirft“, meinte Kai Fischer von der Märkischen Oder- Zeitung. Lediglich ein Journalist aus dem Publikum auf das Hauptproblem der Tagung und der anwesenden Provinzjournalisten hin: „Auf dieser Veranstaltung wird Qualität immer nur in Zusammenhang mit Akzeptanz diskutiert.“

Das dem nicht so sein muß, daß die Journalisten zwar darauf schauen sollen, was die Leser wünschen, aber trotzdem in eigener Verantwortung entscheiden, was sie schreiben, das postulierte in einem abschließenden Podiumsbeitrag Hans Wolfgang Pfeifer, Geschäftsführer der FAZ: „Wir machen im Jahr zwischen 300 und 400 Veranstaltungen mit unseren Lesern. Leser aus unterschiedlichsten sozialen Herkünften haben ein untrügliches Gefühl für Qualität, auch wenn sie es nicht formulieren können.“

Aber woher sollen die Leser angesichts der engen traditionellen Bindung an die regionale Abonnementszeitung wissen, daß andernorts Blätter erscheinen, die ihnen – abgesehen vom Lokalteil – ein reichhaltigeres Angebot machen? Jürgen Bischoff

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