piwik no script img

26 Festnahmen zum DVU-Parteitag

■ In Bremerhaven nahm die Polizei DVU-GegnerInnen hoch, vor Ort in Ottersberg blieb die Lage überwiegend ruhig

Trotz massiver Störaktionen von etwa 350 AntifaschistInnen ist es der DVU am Samstag wahrscheinlich gelungen, ihren Landesparteitag abzuhalten. Die Veranstaltung, deren Ort geheimgehalten worden war, fand in der Gaststätte „Ottersberger Giebel“ in Ottersberg statt, Die Wirtschaft gehört dem Mannschaftskapitän des Fußball-Bundesliga-Clubs Werder Bremen, Mirko Votava.

Die DVU hatte für den unter konspirativen Bedingungen organisierten Landesparteitag Busse für ihre Mitglieder und Interessierte Gäste organisiert. In Bremerhaven versuchten nach Angaben der Polizei etwa 50 Personen, die Abfahrt des DVU-Busses zu verhindern. Danach sollen Leute, die in den Bus hatten einsteigen wollen, durch Schläge am Einsteigen gehindert worden sein. Die Polizei erklärte weiter, daß ein Streifenwagen von den DVU-GegnerInnen umstellt und demoliert worden ist. Beteiligte DemonstrantInnen erklärten dagegen, daß die Polizei ungewöhnlich hart gegen die DVU-Gegner vorgegangen sei. Die Polizei nahm 26 Leute fest, alle erhielten Anzeigen wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Sachbeschädigung. Der Bus konnte zunächst in Richtung Ottersberg starten.

Ein anderer Bus sollte DVU- Mitglieder von Oyten aus nach Ottersberg fahren. Etwa 300 AntifaschistInnen erwarteten den Bus am vermuteten Abfahrtsort. Zwar wartete dotz am Samstagmorgen ein Bus, jedoch wußte nach Angaben eines Augenzeugen von den DVU-GegnerInnen bis zuletzt niemand genau, ob das der Bus für die Landesparteitagsbesucher war.

Dem Bus wurden nach weiteren Augenzeugen-Berichten die Reifen zerstochen, Tränengas in den Innenraum gesprüht und die Scheibenwischer abgebrochen. Der Fahrer flüchtete darauf mit dem Bus. Außerdem wurden Passanten mit Farbbeuteln beworfen, die sich dem Bus genähert hatten.

Die DVU-GegnerInnen zogen darauf im Autokonvoi zur Gaststätte „Ottersberger Giebel“, wo dann auch die Polizei eintraf. Da die Polizei zum Einsatz selbst gestern keine Angaben machen wollte, bleibt der weitere Verlauf der Veranstaltung in Ottersberg im Unklaren. Offenbar ist es Einsatzleiter Oehl gelungen, den aus Bremerhaven kommenden Bus mit Landesparteitagsgästen abzufangen und wegzuschicken. In diesem Bus soll auch der DVU-Bundesvorsitzende, Gerhard Frey, gesessen haben. Die DVU-GegnerInnen verließen Ottersberg am Nachmittag. Über den Verbleib des von Oyten aus gestarteten Busses gab es gestern keine Informationen. Was genau bis dahin vorgefallen ist, bleibt ebenfalls unklar: Während die Polizei in Achim Informationen verweigerte, sprach die Behörde in Verden von „Sachschaden, Körperverletzung und Raub“.

Gastwirt Jungen vom „Ottersberger Giebel“ wußte nach eigenen Angaben nichts von dem Charakter der Veranstaltung. Er erklärte auch, daß die Veranstaltung nicht mehr stattgefunden habe.

Hans-Otto Weidenbach, Mitglied der DVU-Bürgerschaftsgruppe und Multifunktionär bei den Rechten, erklärte dagegen: „Der Landesparteitag ist in der Gaststätte Ottersberger

DVU-DemonstrantInnen vor der Gaststääte Ottersberger GiebelFoto: Wolfram Steinberg

Giebel wie geplant durchgeführt worden.“ Mit 30-40 Personen sei der Parteitag beschlußfähig ge- wesen, der ehemalige Geschäftsführer der Bremer DVU-Fraktion, Sven Eggers, sei als Landesvorsitzender bestätigt worden.

hier bitte das Bild

von den Kapuzen

Bei Beginn der Anti-DVU-Demonstration vor Ort sollen nach Angaben von Augenzeugen acht Menschen in dem Lokal gewesen sein.

Mirko Votava wies gestern auf Anfrage der taz jede Beteili

gung an der Entscheidung für die Vermietung seiner Gaststätte zurück. Dafür sei der Pächter zuständig. „Vermutlich hat Jungen das aus finanziellen Gründen gemacht“, erklärte er. Vivianne Agena

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen