Eichel und Kastanie

■ Hessens Ministerpräsident vom Rechnungshof kritisiert

Frankfurt/Main (taz) – Hessens CDU hat Grund zur Freude und zum Nachtdenken: Weil die damals oppositionelle SPD vor vier Jahren die aus dem Staatssäckel bezahlten Tulpenzwiebeln für den Vorgarten von Ministerpräsidenten Walter Wallmann (CDU) – inklusive Beetpflege durch einen Staatsdiener – zum „Skandal“ erhob, ist für die CDU heute die Renovierung der Dienstvilla von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) ein „Skandal“. Dabei hatte die kunstsinnige Frau Eichel aus der Dokumenta-Metropole Kassel nur das biedere Ambiente in den Repräsentationsräumen der Dienstvilla satt. Das hatte sich und seinem Nachfolger Ministerpräsident Holger Börner (SPD) geschaffen.

Daß nun ausgerechnet eine Freundin der Familie Eichel in Kassel ein Architekturbüro betreibt, und die Eichels wg. dringender Umgestaltung der Dienstvilla – deren schlichte Ausstattung der Aufnahme des Ministerpräsidenten in den Kreis der sozialdemokratischen Toskana-Fraktion immer im Weg stand – eine innovationsfreudige Archtektin suchten und in der Kasselanerin fanden, war schließlich nur ein Zufall.

Daß die Eichels dabei Ausschreibungskriterien unberücksichtigt ließen, ist der Union und dem Rechnungshof sauer aufgestoßen. Und um den direkten Bogen von den Tulpenzwiebeln des Herrn Wallmann auch zum Gehölz des Herrn Eichel zu spannen, gruben die Christdemokraten noch eine Kastanie aus. Die hatte sich Hans Eichel für 4.000 DM vor die Dienstvilla pflanzen lassen – von einem im Wiesbadener Stadtparlament sitzenden Ex-„Republikaner“, der wegen Nazi-Äußerungen aus der Rechtsaußenpartei geflogen war.

Merke: Ein Fettnäpfchen steht selten alleine auf dem Karriereweg. kpk