: Kolatschkowskis Sprengkraft
■ Neu im Kino: Max und Jeremie alias Lambert und Noiret
Christopher Lambert und der große Noiret
Es beginnt mit einem lauten Knall. Mitten in Paris wird ein Auto einer deutschen Nobelmarke in die Luft gesprengt. Wer da am Lenker saß, ist nicht so wichtig. Interessant ist, wer da sein Sprengstoff-Päckchen heimlich und hintertückisch deponierte. Jeremie, heißt er, Nachname nicht eben französisch, Kolatschkowski. Eher ein dummer Junge, als ein eiskalter Profi-Killer. Ein Gelegenheitsmörder der naiven Sorte mit dem Drang nach Geld und verborgenem Ruhm. Jeremie ist zudem sehr sonderbar. Er zieht fast nie seine Klamotten aus, auch nicht beim Schlafen, und er sieht gern TV-Shows. Vorausgesetzt, er bringt gerade niemanden um.
Seine Auftraggeber bleiben im Dunkeln. Wer sie sind, weiß er nicht. Aber sie haben ein neues Opfer für den fahrigen jungen Mann. Ein gewisser Max soll dran glauben, ein End-Sechziger mit mausgrauem Anzug, schwarzer Krawatte und einem Gesicht, wie eine ausgedrückte Tomate. Was
Lieber Dieter,
hierhin bitte die beiden
Männer an den Schließfächern.
verbindlichsten Dank!
Jeremie überhaupt nicht auf der Rechnung hat: Max war selbst mal Berufs-Killer und ein sehr erfolgreicher dazu.
Max und Jeremie heißt dann auch der Film der französischen Regisseurin Claire Devers. Wir ahnen schon: so schnell wird das nichts mit dem Umlegen. Da ist nämlich der clevere Max vor. Und Max ist Philippe Noiret at his best. Den flippigen Jung-Mörder spielt „Highlander“ Christopher Lambert. Der unreife Jeremie recherchiert recht unbeholfen das Leben seines Abschuß-Kandidaten aus und diesem gefällt das offensichtlich. Als dann auch noch der alternde Max das Angebot erhält, für sehr viel Geld einen halbtoten, aber schwerreichen Greis um die Ecke zu bringen, machen beide ein Geschäft. Jeremie soll Max bei der Durchführung helfen. Das machen beide auch. Nicht sehr filigran, sondern eher auf die harte Tour.
Zugegeben, nicht gerade sehr originell, was Mme. Devers da in
szeniert hat, aber es hat seinen eigenen Charme. Das liegt an der einzigartigen Mimik Philippe Noirets. Er spielt wie ein frankophoner Walter Matthau. Für jede neue Wendung der Handlung hat er einen neuen Gesichtsausdruck, und das allein macht den Film schon sehenswert. Monsieur Lambert dagegen übertreibt es mit seinen Chargierungen zu sehr.
Aber die schauspielerischen Defizite stören nicht weiter. Bei dem Film geht es mehr ums Grobe, als um Feinheiten. Jeremie, bekommt beim Versuch, Max zu erschießen, kalte Füße. Und dann geht das Action-Kino erst richtig los. Wohnungen bersten bei Bombenexplosionen, es kommt zu wilden Schießereien, und ein Kommissar versucht es auch mit blanker Gewalt. Psychologisiert wird da nicht, schon eher physiologisiert: Die Action steht im Vordergrund. Und eben Noiret. Grundsolide, das Ganze.
J.F.Sebastian
UT, UFA, 15.30, 18, 20.30 Uhr
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