: Überzeugungstäter aus Liebe-betr.: "Piano - painissimo-Pause" von Eleonore Büning, taz vom 26.3.93
betr.: „Piano – pianissimo – Pause“ von Eleonore Büning,
taz vom 26.3.93
Dank sei Frau Büning für ihren einsichtsvollen Text. Ich bin ganz ihrer Meinung, wenn sie sagt: Die Vertonung guter Texte geht, abgesehen von wenigen Ausnahmen, eigentlich nicht. Eigentlich nicht, so meine ich, für jene Ohren, die das Hochmusikalische zum Beispiel in Text und Stimme einer Ingeborg Bachmann jemals wahrgenommen haben. Da spürt man nämlich ganz unmittelbar, daß hier bereits ein Ganzes „erklingt“ und jedes Mehr-Hinzufügen bloß schaden würde.
Aber die Herren Tonkünstler wollen leider oft von so viel hehrer Enthaltsamkeit nichts wissen und greifen nur allzugern gerade nach dem Hohen und Höchsten in der Dichtkunst. Wobei man zu ihrer Verteidigung hinzufügen muß, da es sich meist um Überzeugungstäter aus Liebe handelt. Und weil Liebe ja bekanntlich nicht nur blind, sondern mitunter auch taub macht, sollte man sich nachsichtig zeigen. Denn es gibt ja, weiß Gott, auch die wunderbaren Ausnahmefälle, wo sich alles auf die wunderbarste Weise miteinander verbindet: In Mahlers Dritter zum Beispiel, vierter Satz mit Nietzsche- Text, oder die Vier letzten Lieder von Strauß zu Hesse- und Eichendorff-Gedichten und und und... Schließlich komme ich nicht umhin, Frau Büning auf die „Vertonungen“ eines gewissen Friedemund König hinzuweisen. Seine „Schatten zu Ingeborg B.s Stimme“ sind wirklich nicht übel... Harald R.Rey, Maler und
Musiker, Musiker und Maler,
Berlin
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