: Die im Netz zappeln
■ Film, TV, Werbung: 1. Hamburger TV-Disput fehlten Akzente
:1. Hamburger TV-Disput fehlten Akzente
„Es gibt Veranstaltungen, die mal mehr glücken und mal weniger“, bewährt emotionslos zog Medien-Senator Thomas Mirow Bilanz am Abend des 1. Hamburger TV- Disputs. Etwa 100 Film- und Medienleute und vor allem Werbemenschen waren der Einladung des Pay- Puschenkinos Premiere und der Arbeitsgemeinschaft Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten in die Provinzialloge gefolgt, um zu erforschen, ob „Film, Fernsehen und Werbung—ein gutes Team?“ seien.
Und die Politik? Die sollte sich eher zurückhalten, betonte Sprachcomputer Mirow: „Die inhaltliche Programmbeeinflussung nach moralischen Maßstäben ist nicht Aufgabe des Staates.“ Sollten aber doch Eingriffe in den Mediendschungel mit seinen verschleierten Besitzverhältnissen und wuchernden Machtkonzentrationen nötig sein, verfüge das Hamburger Mediengesetz derzeit nur über harmlose oder gleich drakonische Mittel; und die sollen mit der Novellierung des Hamburger Mediengesetzes demnächst mal etwas differenziert werden.
Heftig warnte Peter Schamoni, Regisseur und Produzent, daß Spielfilmen als Rahmenprogramm für Werbung die Verhackstückung drohe. Die deutsche Spielfilmproduktion werde immer mehr kommerzialisiert, gerate in die Fänge der TV-Macher, die nur danach schielten, wie sich die Filmchen am besten für Werbeunterbrechungen einteilen ließen. Obendrein zierten sich die deutschen Banken strikt, in Filme zu investieren. Was ja in den USA und bei den europäischen Nachbarn ganz anders läuft.
Regisseur Hark Bohm gestand: „Ich arbeite, um Geld zu verdienen“, Berührungsängste zwischen Geld und Kunst seien doch bigott. Filmjournalist Gad Klein schleuderte ihm angesichts der Gefahren der Korrumpierbarkeit armer Filmemacher jedoch entgegen, woher denn der Widerstand gegen die zunehmende Vereinnahmung kulturellen Schaffens durch die Werbung kommen solle, wenn nicht von den Kunstschaffenden selber?
Doch da entlud sich schon ein Gewitter von Neologismen im Vortrag des Medienforschers Michael Darkow, der „Daten zum Zuschauerverhalten“ aufzählte. Die Quintessenz aus Beobachtungen zu Zapping, Rating, Kernsehern, Quotenoszillationen: Das Verhältnis von Werbung und Spielfilmanteilen im TV zu regeln sei überflüssig, der Zuschauer entscheidungsfähig, er zappt im Network. Die Medienfredies wünschten sich wohl einen etwas spannenderen TV-Disput, machten's nach der Mittagspause wie gelangweiltes TV-Publikum und schenkten sich den Rest. djk
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