: Von Ziegen und Beats
■ HipHop-Highlights im April: The Goats, MC Solaar und Dc Basehead
, MC Solaar und Dc Basehaed
Mindestens 80 Prozent des Rap ist mindestens genauso langweilig wie 80 Prozent der klassischen Musik. Dämliche Chauvinismus-Reden tun ihr übriges, um den Talk over the Groove zum häufigen Ärgernis oder stumpfen Vergnügen zu machen. Wenn dann eine Band kommt, die den Ausweg aus der Militanz (der sexistischen oder politischen) wieder in Literatur und Bildlichkeit sucht, läßt sich kurz durchatmen. Nur musikalisch sind The Goats unspektakulär. Bemerkenswert ist vordringlich, daß sie beinahe ohne Sample-Hooklines auskommen. Die Band erarbeitet ihre unaufdringlich-dumpfen Funknummern wie eine 70er Jahre- Rockband ohne Rock. Zusammenspiel zählt. Dazu erzählen die Ziegen Geschichten aus der unwirklichen Welt zwischen der amerikanischen Politik und erwachsen gewordenen Kindergeschichten. Das Goats-Album Trick Of The Shade ist eine Rap-Oper über die Erlebnisse von den Waisen Chickenlittle und Hangerhead und gestaltet sich wie eine verjüngte und radikalisierte Version von Little Nemo-Comics. Große Schmieren-Komödianten mit tödlichen Absichten (Columbus, Noriega, Uncle Sam, Bush) treten auf und bringen Gefahr und tief ins Absurde getauchte Raps.
Der französische Rap-Star MC Solaar zeigt eindringlich, wie man in seiner Muttersprache rappen kann, ohne sich wie wildgewordene Gartenzwerge aufzuführen. Wenn man ihn präsent und unmittelbar, manchmal vortragsmäßig erzählen hört, empfindet man alle Ausreden für die beschämenden Ergüsse deutscher Hirnhopser als nichtig. Der 23jährige Pariser beweist musikalisch Stil und gilt geistig als einer der Vektoren, die die recht apolitische französische HipHop-Szene in neue Auseinandersetzungen führen kann. Seine Einflüsse bezieht er sowohl vom afrikanischen Jazz a la Fela Kuti als auch vom französischen Lied und die amerikanische Groove-Mathematik beherrscht er mit links.
Dc Basehead war ja nicht lange fort. Einige Monate nach seiner letzten Visite kehrt Mike Ivey mitseiner Band mit einer neuen Platte Not In Kansas Anymore zurück auf die Welttournee. Der Blues-Rap der Band mit Iveys nasalen Geschichten im Geist der Beat-Poeten ist cool bis an den Rand des Würgegefühls. Feine Spitzfindigkeiten gesingsangt und Bässe und Gitarren ohne Höhenanteil prägen den selten eigenwilligen Sound der Band, die aber für eine Pop-Band schon wieder zu fiese Winkel hat. tlb
The Goats: 16.4., Markthalle
MC Solaar: 26.4., Mojo-Club
Dc Basehead: 6.4., Markthalle
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