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"Samstags auch Schule oder 13. Schuljahr"

■ Ingeborg Knipper rührt Werbetrommel für Abschaffung des 13. Schuljahrs / Rosemarie Raab: für Hamburg keien lösung

/ Rosemarie Raab: für Hamburg keine Lösung

Um bestimmte Schlagwörter kommt journalist heutzutage wohl kaum noch drum herum. Sowohl Ingeborg Knipper als auch Schulsenatorin Rosemarie Raab schwärmten gestern von „interdisziplinärem Lernen“ und „Vernetzung von Lehrinhalten“. Allerdings im unterschiedlichen Kontext. Während die CDU-Bildungsexpertin ein schnelleres Abitur anmahnte, sprach sich die SPD-Senatorin anläßlich der Präsentation eines neuen Schulversuchs (siehe Kasten) für den Erhalt des 13. Schuljahres aus.

„Wer das Abitur um ein Jahr oder 1000 Unterrichtsstunden verkürzt“, so Raab, „der macht Unterricht, der sich gesellschaftlichen Problemstellungen widmen will, zu einem Zufallsprodukt.“ Ingeborg Knipper sieht das anders: Der Lehrplan von Klasse 5 bis 12 müsse neu strukturiert und von unwichtigem Spezialwissen entschlackt werden, dann könne man ja sehen, ob es nicht auch schneller geht. Parallel dazu müsse dringend ein Schulversuch her, der das Abitur nach zwölf Jahren an allen Oberstufen ermögliche. Knipper: „Länger ist nicht gleich besser.“

Die zehn Jahre alte Diskussion um das 13. Schuljahr hat nicht zuletzt durch die Wiedervereinigung neues Gewicht bekommen. Denn bis auf Brandenburg haben die Neuen Bundesländer eine zwölfjährige Schulzeit. Die Finanzminister sind für die Abschaffung, erhoffen sie sich doch eine Einsparung von 15000 Lehrerstellen. Die Kultusminister haben bis Ende 1994 Zeit, um sich auf einen gemeinsamen Entschluß zu einigen, bevor die Ministerpräsidenten Anfang 1995 eine endgültige Entscheidung fällen sollen.

In Hamburg ist die Ablehnungs- Front allerdings breit. Neben der Schulsenatorin und der GEW ist auch der hiesige Deutsche Lehrerverband dagegen. Hauptkritikpunkt der Senatorin: Wenn der gleiche Stoff in kürzerer Zeit vermittelt werden soll, müsse dies zu einem Anziehen der Leistungsschraube führen. Und dies, so Rosemarie Raab, würde zu einer verstärkten Auslese und einer Verringerung der Abiturientenzahl führen. Ein Effekt, der angesichts der Arbeitsmarktprognosen, die einen Mehrbedarf an Akademikern vorhersagen, kaum gewünscht sein könne.

Raab hat ausgerechnet, daß die eigentliche Stundenzahl der Bun-

1desländer gar nicht so unterschiedlich ist. Baden-Württemberg zum Beispiel, das als Modellversuch ein 12-Jahres-Abi anbietet, liegt mit 263 Stunden fast gleichauf mit Hamburg (264 Stunden). Vorschlag der Senatorin: Man solle sich doch auf eine Stundenzahl für alle einigen und es dann jedem Bundesland

1selbst überlassen, ob man Ganztagsschulen oder Samstags-Unterricht einführt oder aber das 13. Schuljahr beibehält. Für Hamburg, so die Senatorin, „wage ich allerdings zu bezweifeln, daß die Einführung einer Sechstagewoche bei Schülern und Eltern Akzeptanz finden könnte.“ Kaija Kutter

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