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Bossa Nova bis Bach

■ Der Gitarrist Baden Powell spielte im Kito

Es war wie ein Treffen von guten, alten Bekannten. Sanft und freundlich saß der zierliche, in weiß gekleidete Baden Powell alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne, und genauso klang auch seine Musik. Das Publikum bestand offensichtlich aus Kennern, die die meisten Lieder hätten mitpfeifen können, aber dennoch war es ein sehr konzentrierter und spannender Auftritt, der nichts von der leicht verstaubten Rührseligkeit hatte, die solch musikalischen „Klassentreffen“ sonst anhaftet.

Von seiner letzten Tournee, die schon einige Zeit zurückliegt, hatte man Schlimmes vernommen: Baden Powell hätte erschreckend schlecht gespielt, seine Virtuosität sei dahin. So sind wohl einige wie ich mit etwas besorgtem Herzen zu diesem Konzert gegangen, und als er bei den ersten Stücken so spielte, als müsse er beweisen, wie gekonnt er noch auf der Gitarre herumwirbeln kann und dabei etwas verkniffen und sehr verletzlich wirkte, da schienen die Befürchtungen berechtigt. Aber nachdem Powell sich warmgespielt hatte, hob er mit altgewohnter Souveränität die Spieltechnik in Klang, Rhythmus und Schönheit auf.

In den Sambas, Bossa Novas, einer Suite mit dem Titel „Tribut an Nordbrasil“ und sogar einer Flamenco-Miniatur verband er die saubere Strenge des klassischen Barockgitarristen mit brasilianischem Temperament und Charme. Es war kein Zufall, daß er eine Fuge von Bach im Programm hatte und seine eigene Durchführung das Thema in verwegenen Karnevalskostümen tanzen ließ. Jedes Stück, selbst der Gassenhauer vom „Girl from Ipanema“, bekam durch Powells behutsame, konzentrierte Interpretation eine Tiefe und Wärme, die das zweistündige Konzert zu einem anrührenden, niemals kitschigen Erlebnis machte. Willy Taub

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