piwik no script img

Lindsay Cooper

Sahara Dust

(Intakt Records CD 029)

Henry Cow war die einflußreichste Band der progressiven Rockmusik der Nach-Soft-Machine-Ära. In diesem Ensemble starteten Fred Frith, Chris Cutler und Tim Hodgkinson ihre Profimusiker-Karrieren. Lindsay Cooper war ab Mitte der siebziger Jahre das erste weibliche Mitglied dieser Londoner Avantgarde-Formation und gab der Gruppe mit ihrem Hauptinstrument einen noch eigentümlicheren Sound. Die englische Musikerin brachte das Fagott in die Rockmusik ein. Ursprünglich kam sie aus dem klassischen Bereich und hatte an der Royal Academy of Music eine akademische Musikausbildung absolviert. Nachdem Henry Cow sich aufgelöst hatten, ging Lindsay Cooper in den achtziger Jahren ihre eigenen Wege, indem sie verstärkt als Komponistin arbeitete. Mit der Musik zu Sally Potters „Gold Diggers“-Film erzielte sie einige Beachtung. Auch ihre Gruppe „Oh Moscow“, mit der sie auf den maßgeblichen Festivals dieses Genres in Europa zu Gast war, wurde von der Kritik überschwenglich gelobt.

Ihre neueste Veröffentlichung, die sie mit einem Sextett einspielte, führt das Erbe von Henry Cow in konsequenter Weise fort. Avancierte Rock-Elektronik, die Klanglichkeit der neuen Konzertmusik, Freejazz-Cluster und folklorehafte Einsprengsel (durch das Akkordeon) verbinden sich im strengen Duktus Eislerscher Kompositionsverfahren zu einer Konzeptmusik mit unverkennbarem Charakter; sie illustriert plastisch die Texte der australischen Dichterin Robyn Archer. Mit Vorbehalten könnte man das Opus als avantgardistische Oper bezeichnen. Die Verbindung zu Carla Bleys Monumentalwerk „Escalator over the Hill“ vor zwanzig Jahren ist evident.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen