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Lücke harrt Füllung

■ Kein Baugebot, nur dringliche Briefe Innenstadt-Serie Teil3

lieber Dieter

hierhin bitte die

Kreuzung

Eine Lücke klafft am Eingang zur Bremer Altstadt, am Altenwall Ecke Ostertorstraße: Rechts das Polizeigebäude, trutzig und alt, links jedoch ein herausgebrochenes Eck, eine Kriegslücke. Zwischen zwei Dreigeschossern drückt sich ein Flachdach-Kiosk an den Boden.

Eigentlich müßte man da ein Baugebot aussprechen, findet Detlef Kniemeyer, Leiter des Planungsamtes. Ein Eckgebäude sollte hier die Einfahrt zur Altstadt gebührlich dokumentieren. Erwünschter Nebeneffekt: Eine Eckbebauung mit attraktiven Läden im Erdgeschoß, das wäre ein weiterer Schritt, so Kniemeyer, die Einkaufszone Innenstadt mit der Einkaufszone Ostertor zu verbinden.

Das Grundstück gehört einer fünfköpfigen Eigentümergemeinschaft, die sich bisher offenbar noch nicht zur Bebauung entschließen konnte. Die Stadtplaner haben die Hoffnung allerdings nicht aufgegeben: Vor rund einem Jahr hat man die Eigentümer angeschrieben, ihnen die Bebauung vorgeschlagen. Eine Reaktion kam nicht. Jetzt will man zum Erörterungstermin laden. Bevor Grundbesitzer zum Bau gezwungen werden können, muß die Behörde klären, ob ihnen das finanziell überhaupt zuzumuten ist. „Aber wenn sie nicht bauen wollen, werden sie das hinauszögern“, sagt Enno

Keune, der beim Planungsamt für die Innenstadt zuständig ist, „das kann Jahre dauern“.

Sicher, das Grundstück ist mit rund 400 Quadratmetern verhältnismäßig klein, doch kann es immerhin fünfgeschossig bebaut werden. Außerdem würde die Stadt einen Teil des relativ breiten Gehsteigs zum Überbauen freigeben. Auch für unterirdische Parkplätze hat sich das Planungsamt eine Lösung ausgedacht: Anfahren könnte man sie eventuell durch die Tiefgarage des Nachbargebäudes an der Komturstraße — denn eine Rampe von den Hauptstraßen her fände das Planungsamt natürlich auch nicht gerade schmückend.

Bislang ist in Bremen noch kein Baugebot ausgesprochen worden, weiß Keune, zweimal mußte man allerdings bis zur Vorstufe, der „Erörterung“ mit den Eigentümern, gehen: So gab es in der Gebäudezeile zwischen dem Liebfrauenkirchhof und der Sögestraße ein Grundstück mit nur eingeschossiger Bebauung und außerdem eine Lücke auf dem Bahnhofsplatz neben dem Mercuri-Hotel. Offenbar genügt meist das Erörterungsgespräch, um die Grundbesitzer zum Bauen zu bewegen. Zu Baugeboten kommt es selten, zu Enteignungen erst recht nicht.

cis / Foto: Christoph Holzapfel

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