: Das neue Care-Paket für Jelzin nimmt Konturen an
■ Nach dem Clinton/Jelzin-Gipfel von Vancouver werden die Finanzpakete von G-7, IWF und Weltbank aufgeschnürt und in neuer Form zusammengestellt
Vancouver (dpa/taz) – Nach dem amerikanisch-russischen Gipfel am Wochenende im kanadischen Vancouver wird deutlich, welche Form das neu zusammengestellte Hilfspäckchen des Westens für Boris Jelzin annehmen wird. Größtenteils durch Aufschnüren und Umpacken alter, aber nicht abgeschickter Pakete (s. taz gestern S. 3) werden die sieben reichsten Industriestaaten (G-7) sowie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank die folgenden, bezifferbaren Geldgeschenke „zur Sicherung der demokratischen und wirtschaftlichen Reformen in Rußland“ einpacken:
– USA: 1,6 Milliarden Dollar
– Kanada: Rund 800 Millionen Dollar
– Großbritannien: Rund 460 Millionen Dollar.
Helmut Kohl kam für Deutschland auf eine zweistellige Milliardensumme an Hilfen, indem er die Rückkehrhilfen für Rote-Armee- Soldaten und die Schuldenstundungen des Pariser Clubs der Gläubigerstaaten mit einrechnete.
Das amerikanische Programm sieht vor: 1. Nahrungs- und Arzneimittelhilfe von 224 Millionen Dollar. 2. Kreditgarantien für Getreidelieferungen von 700 Millionen Dollar. 3. 50 Millionen für einen Fonds zur Unterstützung neuer Firmen, 95 Millionen zur Unterstützung der Privatisierung staatlicher Firmen und vier Millionen Dollar für eine private „Eurasia Foundation“. 4. 48 Millionen für Maßnahmen zur Förderung der Demokratisierung. 5. 6 Millionen für den Bau von 450 Häusern in den nächsten 12 bis 16 Monaten und Umschulung russischer Soldaten. 6. 38 Millionen Dollar für den Energiesektor. 7. Förderung von Handel und Investitionen für zwei Mrd. Dollar. 8. 215 Millionen Dollar zur Denuklearisierung von strategischen Raketen (130), Lagerung nuklearer Sprengköpfe (75) und Kontrolle von Abrüstungsmaßnahmen (zehn). Auf internationaler Ebene sind Finanzhilfen entweder beschlossen, im Prüfungsstadium oder von Reformen Moskaus abhängig:
– Der Pariser Club will 1993 fällige Schuldendienstzahlungen Rußlands auf zehn Jahre strecken, was 15 Milliarden Dollar Entlastung bringt.
– Der IWF prüft einen zeitlich befristeten Sonderfonds.
– Bei IWF und Weltbank stehen schon 1992 geplante Kredite von zusammen 3,6 Milliarden Dollar bereit, deren Auszahlung an strenge Reformauflagen gebunden ist.
– Der prinzipiell beschlossene Rubel-Stabilisierungsfonds mit sechs Milliarden Dollar wird aktiviert, wenn Rußland die Auflagen erfüllt. dri
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