: Frau Krause läßt fahren: Rabatt beim Autohändler
■ Mit dem Diplomatenpaß illegal einen Jeep für die Schulfahrten vom Filius besorgt
Berlin (taz) – Familie Krause sahnt ab, wo sie nur kann. Nach der vom Arbeitsamt finanzierten Putzfrau und dem Freiflug für Sohn Christian im Luftwaffenjet in den USA kam gestern heraus, daß die Gattin des Verkehrsministers mit Hilfe ihres Diplomatenpasses ein schönes Auto für den Filius besorgte. Der ist zwar erst 16 Jahre alt, darf jedoch dank eines US-Führerscheins und bundesdeutscher Genehmigung bis zum Sommer dieses Jahres mit dem Jeep von Krauses Heimatdorf Börgerende zur Schule nach Rostock brettern.
Das Fahrzeug wurde, wie eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums gestern mitteilte, im Sommer 1992 von Heidrun Krause bei „Auto-Becker“ in Hamburg geleast. Das Neue Deutschland hatte berichtet, der Wagen sei von Frau Krause unter Zuhilfenahme ihres Diplomatenpasses günstig erworben worden. Der von dem Autohaus eingeräumte Rabatt stehe aber in keinem Zusammenhang mit dem Vorlegen eines Diplomatenpasses und bewege sich „im Rahmen des Üblichen“, so das Ministerium. Ein Diplomatenpaß steht der Ministergattin zwar zu, allerdings darf daraus im Inland kein wirtschaftlicher Vorteil gezogen werden, weil dies den zoll- und steuerrechtlichen Vorschriften widerspricht. Wieviel Frau Krause beim Chrysler-Jeep eingespart hat, wollte ein Vertreter von „Auto-Becker“ der taz nicht erzählen. Üblich seien Rabatte in Höhe von 15 Prozent – beispielsweise für Journalisten. Der Wagen hat einen aktuellen Listenpreis von rund 34.000 Mark.
Schon früher bestanden, so das Neue Deutschland gestern, Beziehungen zwischen dem Hamburger Autohaus und den Krauses. Ursprünglich sei geplant gewesen, in Krauses Heimatdorf Börgerende Autos zu verkaufen. Das sei aber gescheitert. Zum Bundes- und Landtagswahlkampf im Jahre 1990 stellte der Autohändler dann kostenlos rund 50 Karossen CDU-Kandidaten in Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung. „Die Marketing-Aktion“ sei ein voller Erfolg gewesen, so Auto-Becker heute. Für die Aktion seien weder eine Provision „noch sonst etwas gezahlt worden“, so die Sprecherin des Verkehrsministeriums. Das ND hatte berichtet, daß mehrere CDU-Abgeordnete die Jeeps im Wert von jeweils rund 30.000 Mark nach den Wahlen zu Sonderkonditionen übernommen hätten.
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