piwik no script img

Interner Numerus Clausus blockiert Studium

■ Asta der Hamburger Uni fordert Aufhebung innerer Zulassungssbeschränkungen / Fünf Fachbereiche arbeiten damit

fordert Aufhebung innerer Zulassungsbeschränkungen / Fünf Fachbereiche arbeiten damit

Immer mehr Fachbereiche reagieren auf die Überfüllung der Uni mit einem inneren Numerus Clausus, kritisierte Maike Wiedwald vom Hamburger Asta gestern zu Semesterbeginn vor Journalisten. Dies sei der unzulässige Versuch der Professoren, den Hochschulnotstand an die Studierenden weiterzugeben, die auf diese Weise zu Wartesemestern verdammt würden. Die Asta-Sprecherin forderte eine Änderdung des Hochschulgesetzes, das den Fachbereichsräten einen solchen inneren NC erlaubt.

Derzeit gebe es Beschränkungen für einzelne Kurse der Pädagogen, Psychologen und Wirtschaftswissenschaftler. Der Fachbereichsrat Germanistik hat gar beschlossen, Zweitfach-Bewerber ab kommendem Semester nur noch per Los auszuwählen. Auch am Fachbereich Zahnmedizin weigerten sich die Professoren, mehr als 63 Plätze für „Technische Propädeutik“ anzubieten. Die für letzten Montag angesetzte Verlosung unter den 81 Bewerbern ging nur deshalb glimpflich aus, weil die überzähligen Studenten inzwischen abgebrochen hätten, berichtet Georg Zeschwitz vom Fachschaftsrat Medizin.

Besonders chaotisch sind die Zustände am Fachbereich Sportwissenschaft: Dort hat der Fachbereichsrat Anfang des Jahres eine Obergrenze von 25 für sämtliche Praxiskurse beschlossen. So stehen 1400 Plätze für 850 Studierende bereit, die wiederum zwei Kurse pro Semester belegen müßten, berichtete Bärbel Wildner vom Fachschaftsrat. Für Ruder- oder Segel- Kurse beispielsweise sei die Begrenzung nötig, in Volleyball, Turnen oder Gymnastik dagegen könnten durchaus auch 35 bis 40 teilnehmen.

Der Streit am Fachbereich währt schon ein Jahr. Im vorigen Sommersemester hatten die Studenten mit Boykott gedroht und die Lehrenden so zum Einlenken gebracht. Im drauffolgenden Wintersemester dann nahmen die Studenten die Verteilung der Kursplätze mit Hilfe einer Clearing-Stelle selbst in die Hand. Dazu, so Bärbel Wildner, sei man wieder bereit, nur nicht unter der Vorgabe der starren 25er Obergrenze. Das Absurde am Fachbereich Sport: Weil bei der letzten Wahl zu wenig Professoren kandidierten, existiert der Fachbereichsrat nicht mehr. Der letzte Beschluß dieses Gremiums müßte also vom Akademischen Senat wieder aufgehoben werden.

Doch nicht nur die Studienbedingungen, auch die soziale Lage der Studenten sei mies, betonte gestern AStA-Sozialreferent Martin Widmark. Ein Drittel der Hamburger Studenten hätten weniger als 1000 Mark im Monat, zwei Drittel seien gezwungen, während der Vorlesungszeit zu jobben. Dabei sei nicht nur Bonn mit der Streichung der Studienabschlußförderung und der Aufschiebung der Bafög-Erhöhung dabei, die Lage zu verschärfen. Seit kurzem geben auch Hamburgs Sozialämter Studenten in Not keine Darlehen mehr. Bei einer Tagung der Sozialamtsleiter im November, so Widmark, sei eine entsprechende Verwaltungsschrift einfach gestrichen worden. Kaija Kutter

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen