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Expressionistinnen

■ Frauentheater aus Nicaragua in Oldenburg / Gespräch mit den fünf Schauspielerinnen

Mit erstaunlich leichtem Gepäck reisen die fünf Schauspielerinnen vom Theaterkollektiv Chihuatlampa durch Deutschland — ohne großes Bühnenbild oder ausladende Requisiten; als sei es nur eine kurze Reise. Dabei bleiben sie bis Mitte Juni in Europa. Bis sie genug Geld eingespielt haben, um den Traum von einem eigenen Cae Teatro in Managua wahr zu machen.

Das Wort Chihuatlampa stammt aus aztekischen Überlieferungen. Da bezeichnete es einen Ort, an dem Frauen zu Göttinnen wurden. Und als wollte das erste Frauentheater Nicaraguas die Stärke der Göttinnen wiederbeleben, nannten sie sich Chihuatlampa. Dabei handeln ihre Theaterstücke von alltäglichen Veränderungen. Notwendigerweise, denn die wirtschaftliche Krise in Nicaragua raubt den Frauen die Chance zur Entfaltung, sagen die Schauspielerinnen: Es gibt wenig Arbeit, viele sind Hausangestellte oder Hausfrau. Ausbildungschancen haben nur wenige.

In diese Lücke zwischen übervollem Arbeitsalltag und wenig Bildung springt das Frauentheater — sprichwörtlich, indem es dort auftritt, wo Frauen vorbeikommen und einen Moment Zeit haben, um zuzuschauen. Und vieleicht darüber zu sprechen. Über die Frau, die vom Mann geschlagen wurde und sich dagegen wehrte, zum Beispiel. Frauen müssen sich gegenseitig stärken, sagt das Kollektiv. Dazu gehört auch Kritik, finden sie und nehmen kein Blatt vor den Mund. Aber wenn sie die die reiche Feministin, spielen, die das Dienstmädchen schikaniert, wo sie nur kann, dann nehmen uns das manche Feministinnen zuhause übel. Viele Themen sind den Schauspielerinnen selbst hautnah: Sonia Calero zum Beispiel arbeitet, wie viele im Kollektiv, neben der Schauspielerei in ihrem Beruf — um Geld zu verdienen: Vom Theater kann man in Nicaragua nicht leben. Aber ob ihr Arbeitsplatz im Sommer noch besteht, ist ungewiß: Die Privatisierung macht viel kaputt.

Ein Berliner Verein garantiert den Frauen das Existenzminimum. Deshalb sind sie auch nicht das erste Mal in Deutschland, obwohl sie von den rassistischen Angriffen schon gehört haben. Das macht uns ein bißchen Angst, sagen sie.

Überhaupt ist hier vieles anders, beim Publikum angefangen: Das ist hier zurückhaltender als bei uns. Vielleicht sei ihre theatralische Art den Deutschen nicht so leicht zugänglich, vermuten sie, aber: Wir sind eben Expressionistinnen.

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