■ Das Portrait: Alida Pisu
„Lieber doof als 'nen Buckel“, sagen wohl die BerlinerInnen. Alida Pisu lebt das Gegenteil: „Ich bin einfach genial“, behauptet die kleine Künstlerin mit Buckel von sich. Heute präsentiert sie auf einer Lesung im Pressehaus des Kölner Stadt-Anzeigers ihr zweites Buch „Auf einem Auge blind zu sein heißt auf einem Auge sehen“. Mit der Anthologie, in der elf behinderte Menschen zu Wort kommen, will Alida Pisu ein Zeichen setzen gegen die sogenannte „Lebensrechts“- Debatte. „Es wird in Deutschland wieder gesellschaftsfähig, über lebenswertes und lebensunwertes Leben zu diskutieren“, kritisiert sie.
Ihr eigentliches Talent sieht die Kölnerin allerdings nicht in der Schriftstellerei, sondern als Schauspielerin. Als sie vor zehn Jahren in Berlin studierte, entdeckte sie ihr künstlerisches Talent. Ihr erstes Engagement auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“, folgte bald in einem Berliner Kindertheater. Dort spielte sie – wie sollte es anders sein – einen buckligen Zwerg. Eine Rolle, die ihr auf den Leib geschnitten war. Seither hat sie ihr künstlerisches Potential mit verschiedenen Engagements immer weiter vervollkommnet.
Fortschritte erzielt hat sie nach eigenem Bekunden auch in der Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer angeborenen Behinderung: „In Berlin versuchte ich noch, so ,normal‘ wie möglich zu wirken. Damals habe ich mich für meinen Buckel geschämt.“ Doch das hat sich längst geändert. „Heute will ich nicht mehr groß und schön sein und meinen Buckel verstecken. Ich weiß, daß ich okay bin, so wie ich bin.“
hier Foto Nr. 15
Foto: Doris Tibackx
In punkto Selbstbewußtsein ist Alida kaum zu schlagen. So, wie sie ist, empfindet sie sich manchmal „als einen der wenigen klar denkenden Menschen zwischen lauter Verrückten in diesem Land“. Die Überzeugung, besonders intelligent zu sein, hat sie von ihrem Vater, den sie als „typisch größenwahnsinnigen Italiener“ beschreibt. Vater Pisu pflegte von seiner Tochter zu sagen, sie sei die Intelligenteste von der Welt und werde Professorin.
Alida selbst sieht ihre Zukunft nicht als Professorin, aber sie glaubt an eine glänzende Karriere als Schauspielerin. Ihre Behinderung betrachtet sie dabei nicht als Hindernis. „Im Gegenteil. Ich biete dem Regisseur doch ungeahnte Möglichkeiten, wenn er bewußt mit meinem Körper arbeitet.“ Sigrid Arnade
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