: Soundcheck: American Music Club / dc Basehead / Edwin Starr
SOUNDCHECK
Gehört: American Music CLub. Es ist ganz und gar unstrittig, daß Mark Eitzel auf der Bühne eine Klasse für sich darstellt: Wer den Leiter des American Music Club schon einmal während eines Konzertes erleben durfte, weiß, wer der hardest working man im Showbiz wirklich ist. Seinem Ruf wurde der Mann mit der hohen Stirn beim mittlerweile vierten Hamburger Auftritt im gut gefüllten Logo gerecht - insgesamt jedoch war das AMC-Gastspiel, verglichen mit dem letzten Konzert in der Kleinen Markthalle, eine leichte Enttäuschung.
Dies lag weniger an der fünfköpfigen Band als vielmehr am Übungskeller-Gesamtsound, der die eigentlich sehr transparenten Country-Rock-Kompositionen Eitzels größtenteils zu einem Klangeintopf vermuste. Nur bei wenigen Stücken, vornehmlich den ruhige-
1ren, war der Sound so klar, da sich die wahre Tiefe der Songs entdecken ließ. Nur dann war die Magie zu spüren, die Eitzels katharsisches Treiben so einzigartig macht. So wie er kehrt kein zweiter sein Innerstes nach außen und seine seelische Auto-Vivisektion trieb so manchem ergriffen Lauschenden die Tränen in die Augen. Zum vierten Mal gleichsam wirkungsvoll. Vor Mark Eitzel gibt es kein Entrinnen. Clemens Gerlach
Gehört: dc Basehead. „Eine charmante Truppe“, meinte eine Besucherin nach dem von Ovationen begleiteten Auftritt von dc Basehead und untertrieb damit. Denn dc Basehead waren nicht nur gut gelaunt und sympathisch, sondern unangestrengt bemüht, die Kleine Markthalle mit ihrer druckvollen Musik in die Luft zu sprengen! Der Gitarrist spielte, als wollte er heilig
1gesprochen werden, und in man- chen Momenten erinnnerte das alles eher an Sonic Youth als an den vielerorts herbeizitierten J.J. Cale. Der alles andere als faule Michael Ivey gab mit seiner Band ein furioses Konzert, das mit einem Police- Zitat (scheinbar der neueste Running Gag unter amerikanischen Musikern) als Zugabe endete und die Frage „Do you wanna fuck, or what?“ eindeutig beantwortete. Robert Berning
Morgen abend: Edwin Starr. Der Motown-Kracher Edwin Starr erscheint uns heute ein wenig wie Edgar-Wallace-Verfilmungen oder Brandt-Zwieback. Altertümlich, aber gerade dadurch steinerweichend und zur Genesung empfohlen. Daß Starr nur einen Riesenhit und viele B-Versionen dieser Nummer produziert hat, ist eigentlich egal. Auch daß Frankie Goes To Hollywood seinen Einfall für die letzten zwei Generationen erst bejubelbar machten, sei uns wurscht. „War“, das Lied mit der Frage „What is it good for?“ ist ein zeitloses Statement und Edwin Starr ist ein nicht minder zeitloser Reißer, der selbst bei seinen letzten Abstechern in HipHop-Gefilde fern vom Sterne Peinlichkeit weilt. Motown rules ok. tlb
Große Freiheit, 21 Uhr
Außerdem: Tim Hodgkinson und seine Truppe The Work sind in Art-Rock-Noise-Jazz-Kreise Legende. Das Westwerk feiert morgen abend die Reunion der Band. Auch Karfreitag: Dream Theatre in der Markthalle.
Achtung: das für heute abend angekündigte Konzert mit Nina Simone in der Musikhalle entfällt leider krankheitsbedingt.
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