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Raummangel: Argument für große Klassen?

■ Senat bewilligt Ausbau von elf Schulen / GEW: Das reicht bei weitem nicht / 1200 Klassenräume bis zum Jahr 2000 nötig

/ GEW: Das reicht bei weitem nicht / 1200 Klassenräume bis zum Jahr 2000 nötig

Der Hamburger Senat hat in dieser Woche grünes Licht für den Ausbau von elf Hamburger Schulen gegeben. Das heißt: Es kann zwar noch nicht mit dem Bau, wohl aber mit der Planung begonnen werden. Die Kosten von 74 Millionen Mark werden höchstwahrscheinlich im 94er Haushalt berücksichtigt. „Bei den Maßnahmen handelt es sich um die, die am dringlichsten sind“, beschied Schulbehördensprecher Ulrich Vieluf. Sein Haus habe die Vorabplanung beantragt, um nicht weitere Verzögerungen in Kauf nehmen zu müssen.

Auch für die Behörde an der Hamburger Straße ist unstrittig, daß bis zum Ende des Jahrtausends im Schulbau geklotzt werden muß. Da bis zum Jahr 2000 rund 30 000 Schüler zusätzlich erwartet werden, müßten nach Behördenrechnung mindestens 1200 neue Klassenräume her. Weitere Planungsaufträge sollen aber erst nach Abschluß einer Gesamtplanung erteilt werden, die den Bedarf nach Stadtteilen differenziert. Doch mit dem Abschluß dieser neuen Schulentwicklungsplanung wird nicht vor Frühjahr 1994 gerechnet.

„Die Zeit drängt“, sagt GEW- Sprecherin Anna Ammonn. Angesichts der langen Planungsdauer von vier bis fünf Jahren für einen Schulneubau sei nicht abzusehen, wie der Bedarf noch gedeckt werden könne. Auch Reinhard Behrends, Sprecher des Deutschen Lehrerverbandes, drängt zur Eile: „Mit den jetzt beschlossenen Baumaßnahmen müßte noch 1994 begonnen werden. Ein Privatunternehmen würde das hinkriegen.“

Bei den elf Schulen, darunter die Gymnasien Albert Schweitzer, Helene Lange und Kaiser-Friedrich- Ufer, handelt es sich zumeist um solche, die bereits jetzt pro Jahrgang einen Klassenzug mehr einrichten als räumlich zulässig. Ein Schicksal, das allein neun weitere Gymnasien teilten, weiß Behrends. Die Folgen sind Unterricht in Frühstunden, Klassen ohne Klassenraum sowie ein akuter Mangel an Fachräumen. Allein 30 Gymnasien hätten keine Aula, zwei noch nicht mal eine Pausenhalle.

Doch zur Raumnot kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Viele Grundschulen haben die geburtenschwachen Jahrgänge genutzt, um zusätzliche Freizeitangebote wie den Pädagogischen Mittagstisch einzurichten. Künftig, so fürchtet der GAL-Abgeordnete Joachim Schulze-Bergmann, stünden diese sozialpolitisch sinnvollen Maßnahmen in Konkurrenz zur normalen Klassenraumnutzung. „Es ist doch seit Ende der 80er bekannt, daß wieder mehr Kinder geboren werden“, klagt der bildungspolitische Sprecher der GAL. Die Behörde

1habe eben viel zu spät reagiert.

Schulze-Bergmann richtet eine Kleine Anfrage an den Senat, was eigentlich aus den über 30 Schulen geworden sei, die Mitte der 80er Jahre unter Senator Joist Grolle voreilig geschlossen wurden. Und welche der vermieteten und ver-

1kauften Schulen der Behörde wieder zur Verfügung stehen könnten. Die Antwort steht noch aus, doch nach taz-Information ist es unterm Strich keine einzige. Der GAL-Politiker vermutet, daß Entscheidungen über weitere Neubauten frühestens nach der Bürgerschaftswahl

11995 zustande kommen.

Der Raummangel könnte mittlerweile den Finanzpolitikern neue Argumente für Standardverschlechterung liefern: Liegt es nicht nahe, die Klassenfrequenzen zu erhöhen, wenn schlicht und einfach die Räume fehlen? Kaija Kutter

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