: Mies, mieser, am miesesten und noch mieser
■ Über die Schwierigkeiten den Leistungen des FC St. Pauli sprachlich gerecht zu werden am Beispiel des 0:4 gegen Stuttgart
Neue Superlative müssen gefunden werden. Steigerungen, um zumindest annähernd den Spielkünsten des FC St. Pauli gerecht zu werden. Mieser als miesest, katastrophaler als katastrophalst — meinetwegen auch beschissener als beschissenst — hat die Millerntorequipe bei ihrem gründonnerstaglichen Auftritt in Stuttgart agiert. Dankbar dürfen sie den Kickers aus dem Schwabenländle sein: mit vier Toren nur schickten sie die kurzbehosten Jungs vom Kiez nach Hause. Numerisch hätte es schlimmer kommen können bei diesem erneuten Tiefpunkt St. Paulianischer Spielkultur.
Die mögliche Eleganz des Fußballsports, die Freude am kombinieren, der ästhetische Genuß für den Betrachter, so etwas gab es am Millerntor noch nie zu goutieren. Zweikampf, Siegeswille, trotz beschränkter Möglichkeiten, das ist es, was die Massen ins Wilhelm- Koch-Stadion lockt. Und davon war am Donnerstag nichts zu sehen. „Meine Spieler waren einfach nicht mutig genug, um in die Zweikämpfe zu gehen“, resümierte auch Trainer Seppo Eichkorn die Vorstellungen auf dem Rasen. Und wenn sie sich dann doch mal überwinden konnten, endete es fürchterlich für die Kiezclub-Kicker. Nach einem Zusammenstoß mit Kickers-Torhüter Claus Reitmeier zog sich Jörn Schwinkendorf einen Nasenbeinbruch zu. Auch Bernd Hollerbach und Petri Järvinen erwischte es, humpelnd mußten sie das Spiel beenden. Mieseste Karten also für das Finale des diesjährigen Klassenkampfs. kader
Zum Schutz der Spieler veröffentlichen wir beim FC St. Pauli nur die Vornamen.
Stuttgarter Kickers: Reitmeier — Keim — Wüllbier, Neitzel — Hofacker, Shala, Tattermusch, Gora, Imhof — Vollmer (75. Berkenhagen), Bobic (81. Jovanovic).
FC St. Pauli: Klaus — Jürgen — Dirk, Jörn (26. Torsten) — Martino, Dieter, Peter, Bernd, Petri - Leo (46. Martin), Ari.
Zuschauer: 3433
Tore: 1:0 Shala (3.), 2:0 Vollmer (23.), 3:0 Bobic (43.), 4:0 Shala (61./Foulelfmeter)
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